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Was ist Empathie?

Was ist Empathie? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Der cholerische Chef jedenfalls hat keine, der unverschämte Verkäufer auch nicht und der egozentrische Schauspieler schon gar nicht. Oder doch? Empathie lässt sich nicht mit Freundlichkeit gleichsetzen, nicht mit guten Manieren. Empathie hat viele Facetten. Was ist Empathie? Warum ist sie wichtig? Und kann Empathie auch schaden?


Was ist Empathie?

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Einfach erklärt: Was ist Empathie?

Empathie lässt sich am einfachsten als Einfühlungsvermögen übersetzen. Der Duden beschreibt Empathie als „Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen“. Der Begriff ist von dem griechischen Wort „empatheia“ abgeleitet, das übersetzt so viel wie „mitleiden“, „Leidenschaftlichkeit“ oder „Einfühlung“ bedeutet.

Empathie lässt sich als Oberbegriff verstehen, der mehrere Soft Skills einschließt. Zum Beispiel:

Was sind empathische Menschen?

Empathiefähige Menschen zeigen Mitgefühl und reagieren auf die Emotionen anderer Menschen angemessen, zum Beispiel in Form von Hilfsbereitschaft, Mitleid oder Anteilnahme. Israelische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass sogar schon sechs Monate alte Säuglinge Empathie aufweisen. Sie sind in der Lage, Mobbing-Opfer zu identifizieren und sich mit ihnen zu solidarisieren.

Was ist Empathie und was nicht?

Empathische Menschen können sich in andere hineinversetzen, ihre Gefühle, Emotionen und Motive nachempfinden und nachvollziehen. Demgegenüber stehen Eigenschaften wie Gefühlskälte, Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit.

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Welche Formen von Empathie gibt es?

In der Psychologie kann Empathie grob in drei Arten unterteilt werden. Oft sind diese drei Teilbegabungen bei einem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.

  1. Emotionale Empathie

    Über sie verfügt, wer die Gefühle anderer Menschen nicht nur erkennt, sondern auch nachempfinden kann. Wer sich in andere Menschen hineinversetzen und deren Gefühle ebenfalls fühlen kann. Eine positive Eigenschaft, die aber auch Nachteile mit sich bringt: Ein Berater, der angesichts einer traurigen Geschichte selbst traurig wird, könnte seinen Klienten eher verunsichern.

  2. Kognitive Empathie

    Sie zielt auf den Verstand ab. Auf kognitiver Ebene erkennen Sie die Gefühle Ihres Gegenübers, fühlen diese aber nicht mit. Sie können einen Perspektivwechsel vornehmen, die Motive und Intentionen anderer lesen. Kognitive Empathie wahrt aber die Distanz. Sie ist erlernbar.

  3. Soziale Empathie

    Diese Form bezieht sich nicht auf einzelne Menschen, sondern auf Gruppen. Mit sozialer Empathie können Sie sich in eine Gruppe fremder Menschen einfühlen, zum Beispiel die einer anderen Kultur, Weltanschauung, Altersgruppe oder eines anderen Geschlechts. Diese Fähigkeit hilft, komplexere soziale Situationen zu meistern.

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Warum ist Empathie wichtig?

Empathiefähige Menschen sind in der Lage, andere Menschen zu „lesen“ und sich in sie hineinzuversetzen. Das ist im Privatleben wie im Berufsleben von großer Bedeutung. Vorteilhaft ist die Fähigkeit vor allem in Jobs, in denen man im Team arbeiten, etwas verkaufen und andere überzeugen muss.

Warum ist Empathie im Beruf wichtig?

Empathie im Beruf…

  • begünstigt Teamwork
  • erleichtert die Kooperation über Teams und Abteilungen hinweg
  • macht interkulturelle Zusammenarbeit möglich
  • hilft, Konflikte zu lösen

Empathievermögen kann nach einer Studie der Universität Connecticut sogar die Kreativität beflügeln. Bei einem Experiment entwickelten jene Probanden, die sich in die Gefühle der Zielgruppe hineinversetzen sollten, die besten Produktideen. Zum Beispiel als es darum ging, eine Chips-Sorte für schwangere Frauen zu erdenken, ein neuartiges Kinderspielzeug, die Zutaten für ein neues Frühstücksmüsli oder einen Einkaufswagen für Senioren.

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In welchem Job braucht man viel Empathie?

Empathie gilt als Top-Kompetenz für Führungskräfte, Verkäufer, Social Media Manager, Altenpfleger – oder auch für Politiker, die sich stets als „volksnah“ präsentieren wollen. Als jemand, der die Bedürfnisse der Menschen kennt, ernst nimmt und anpackt.

Im Unternehmen
Auch Berufstätige ohne Kundenkontakt profitieren von Empathie. Ein Produktmanager muss wissen, was die potenziellen Kunden wollen, fühlen, wünschen. Ein Softwareentwickler muss sich in andere User hineinversetzen, ihre „Pain Points“ nachvollziehen können.

In der Pflege
Empathie in der Pflege ist besonders wichtig. Studien deuten darauf hin, dass Patienten schneller gesund werden, wenn sie empathisch betreut und beraten werden. Von Beschäftigten im Gesundheitswesen erwartet man am ehesten, dass sie einfühlsam sind.

Welche Berufe eignen sich für empathische Menschen?

Schon bei der Berufswahl können empathische Menschen darauf achten, einen Job zu wählen, der ihren Talenten entspricht. In diesen Berufen ist emotionale Intelligenz besonders wichtig:

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Kann ich Empathie lernen?

Empathie kann man lernen. Eine Studie der Universität Zürich zeigte, dass positive Alltagserfahrungen, die man mit einem Fremden macht, im Gehirn gespeichert werden – und die Empathie erhöhen. Empathie lässt sich auch im Alltag trainieren. So können Sie dem Mitgefühl auf die Sprünge helfen:

  • Aufmerksamkeit

    Beobachten Sie Ihre Mitmenschen und deren Reaktionen aufmerksam und versuchen Sie, das Geschehen um Sie herum bewusst wahrzunehmen. Neudeutsch heißt das: die „Awareness“ erhöhen.

  • Zeit

    Eile und Hektik sind keine Empathie-Begleiter im Alltag. In der Eile übersieht man viele Details, nimmt die Regungen anderer nicht wahr. Nehmen Sie sich bewusst fünf Minuten Zeit für Ihren Gesprächspartner, drücken Sie zwischendurch mal auf die Bremse.

  • Skepsis

    Empathie bedeutet nicht, alles und jeden sofort zu verstehen. Empathie kann sogar in Naivität und Gutgläubigkeit umschlagen. Hinterfragen Sie die Verhaltensweisen anderer: Warum tut jemand das, was er tut? Was treibt sie oder ihn an?

  • Erfahrungen

    Offen für Neues sein. Den Horizont erweitern. Menschen kennenlernen und sich auf sie einlassen. Auch so lernt man andere besser verstehen.

Lesetipp: Ist Resilienz erlernbar?

Kann Empathie negativ sein?

Ja, Empathie richtet in manchen Situationen mehr Schaden an als Nutzen. Wissenschaftler aus Würzburg kamen zu dem Ergebnis, dass empathische Menschen zwar mit anderen mitfühlen, sie aber nicht immer richtig verstehen. Mehr noch: Zu viel Empathie trübte das Verständnis für andere – und damit auch das Urteilsvermögen über sie. Überdies könne Empathie Menschen daran hindern, unter Stress einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ein Beispiel: Ein Vorstandsvorsitzender, der viel Empathie besitzt, scheut vor größerem Personalabbau zurück, weil er mit den Betroffenen mitleidet. Dabei ist dieser Schritt unvermeidbar, will er die anderen (verbleibenden) Jobs retten.

Was ist das Gegenteil von Empathie?

Das Gegenteil von Empathie ist Ekpathie. Ein ekpathischer Mensch ist deswegen aber nicht gefühlskalt, gleichgültig oder ein Egoist. Er oder sie lässt sich emotional nur nicht so stark auf andere ein. In manchen Situationen ist dies eine durchaus positive Eigenschaft.

Vorteile von Ekpathie

Ekpathie bewahrt Sie zum Beispiel davor, sich von anderen ausnutzen oder manipulieren zu lassen. Sie schützt Sie davor, sich von toxischen Kollegen am Arbeitsplatz emotional aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Wenn etwa ein Kollege zu emotionalen Ausbrüchen oder ständigem Wehklagen neigt, blendet ein ekpathischer Mensch diese aus, entscheidet objektiv und handelt rational. Konkret kann sich Ekpathie etwa in folgender Aussage spiegeln: „Dafür fehlt mir wirklich jedes Verständnis.“

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[Bildnachweis: fizkes by Shutterstock.com]

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