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Bewerbung ohne Foto: Ja oder nein?

Das Bewerbungsfoto ist heute eine freiwillige Zugabe, keine Pflicht. Seit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) können Sie Ihre Bewerbung ohne Foto verschicken. Diese Regelung soll die Diskriminierung aufgrund von Alter, Herkunft, Geschlecht oder Aussehen verhindern. Dennoch ist es nicht immer die erfolgversprechende Variante, wenn Sie sich ohne Foto bewerben


Bewerbung ohne Foto: Ja oder nein?

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Kann ich mich auch ohne Foto bewerben?

Ja, Sie können sich prinzipiell ohne Foto bewerben.

Die gesetzliche Lage ist klar: Eine Bewerbung ohne Foto ist nicht rundheraus abzulehnen, ein Bewerbungsfoto darf nicht zwingend vorgeben werden. Die Personalauswahl muss allein auf der fachlichen Qualifikation eines Bewerbers beruhen. Dies regelt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das 2006 in Kraft trat.

Eine Bewerbung ohne Foto soll Diskriminierung vorbeugen.

Menschen haben Vorurteile. Studien belegen dies in unschöner Regelmäßigkeit. Es gilt für Privatunternehmen genauso wie für Arbeitgeber aus dem öffentlichen Dienst. Nach Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden ungefähr ein Viertel der Diskriminierungserfahrungen im Arbeitsleben während der Jobsuche und Bewerbung gemacht.

Aus diesem Grunde hat sich die anonyme Bewerbung in Ländern wie den USA, Kanada oder Großbritannien fest etabliert.
vgwort

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Wie verbreitet ist die Bewerbung ohne Foto?

Gut möglich, dass anonyme Bewerbungen ohne Namen, Foto und Geburtsdatum in den 2020er Jahren auch in Deutschland weiter Fuß fassen. Noch aber ist es hierzulande unüblich, sich ohne Foto zu bewerben.

Es gibt zwar inzwischen einige Arbeitgeber und Unternehmen, die ganz bewusst und auch konsequent auf das Bewerbungsfoto verzichten. Das schreiben Sie dann meist auch direkt in der Stellenanzeige. Eine typische Formulierung hierfür ist:

Bitte senden Sie uns Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen, jedoch ohne Bewerbungsfoto, an die folgende Adresse…

Diese Arbeitgeber sind hierzulande jedoch in der Minderheit. Die große Mehrheit äußert sich wegen des AGG gar nicht dazu. Und davon wiederum die stillschweigende Mehrheit bevorzugt das Einfügen von Bewerbungsfotos in den Lebenslauf.

Das wissen wir aus diversen Umfragen und dem Arbeitgebercheck auf unserer Schwesterseite Karrierebibel.de, in dem Personaler namhafter Unternehmen einen Fragebogen zu ihren Bewerbungsprozessen ausfüllen. Darin auch Fragen zum Foto.

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Wie erkenne ich, ob ein Arbeitgeber ein Bewerbungsfoto sehen will?

Natürlich wird kein Personaler jemals zugeben, dass das Foto einen Ausschlag geben könnte. Das wäre ein Verstoß gegen das AGG – und eine teure Klage von abgelehnten Kandidaten die Folge.

Entsprechend finden Sie in Stellenanzeigen daher eher Formulierungen, dass Bewerber doch bitte…

  • vollständige Bewerbungsunterlagen
  • aussagekräftige Unterlagen oder
  • übliche Bewerbungsunterlagen

einsenden sollen. Wer hierbei im Subtext lesen kann, erkennt: Das Foto wird auch weiterhin gern gesehen – im doppelten Wortsinn. Auch und obwohl es kein Pflichtbestandteil in der Bewerbung mehr ist.

Wenn Sie also ein professionelles Bewerbungsfoto von sich besitzen (kein Selfie wie oben!), sollten Sie dies unbedingt in Ihren Lebenslauf packen. Oder – falls Sie ein Deckblatt verwenden – gehört es dorthin (nur bitte NIE ins Anschreiben). Sie runden damit nicht nur Ihr Profil ab – Sie erhöhen mitunter auch Ihre Bewerbungschancen.

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Was spricht gegen eine Bewerbung ohne Foto?

Eine Bewerbung ohne Foto hat in Deutschland noch immer Seltenheitswert. Aber warum?

Das sind die wichtigsten Gründe, warum Unternehmen so sehr auf Bewerbungsfotos stehen. Ein Bild kann…

  • das Gesamtbild des Bewerbers abrunden.
  • der Bewerbung einen wertigeren und nachhaltigeren Eindruck verleihen, sofern die Qualität hoch ist und es von einem professionellen Fotografen gemacht wurde.
  • eine unterschwellige Botschaft transportieren (z.B. Seriosität, Sympathie, Dynamik etc.).
  • die Passung des Bewerbers zum Beruf und zur Branche unterstreichen.
  • dem Bewerber helfen, sich von der Masse abzuheben.
  • die Emotionen des Empfängers ansprechen.

Und ehrlich gesagt spielt das Aussehen im Berufsleben zwar nicht die wichtigste Rolle, aber eine nicht zu unterschätzende. Attraktivität ist ein Erfolgsfaktor, belegen Studien.

In manchen Berufen wird gutes Aussehen schlichtweg vorausgesetzt. Man denke etwa an Sänger, Schauspieler oder neuerdings auch Influencer. In die gleiche Kerbe schlagen Berufe wie Verkäufer, Flugbegleiter, Fitnesstrainer; eigentlich alle Jobs, in denen man reichlich Kundenkontakt hat oder das eigene Unternehmen nach außen repräsentiert. Zwar müssen HR-Manager, Vertriebsleiter oder Eventmanager nicht wie Gal Gadot oder Ryan Gosling aussehen. Aber hochgradig unansehnlich sollten sie auch nicht unbedingt sein…

Guten Gewissens ließe sich zudem behaupten, dass in einfachen Aushilfs- und Minijobs das Aussehen manchmal sogar als Hauptkriterium herangezogen wird. Ein hübsches Gesicht und ein nettes Wesen hinterm Tresen – das reicht mitunter schon.

Speziell Berufseinsteiger müssen angesichts mangelnder Berufserfahrung mit jedem Pfund wuchern, das sie haben. Spitz formuliert: Wer außer einem hübschen Gesicht (noch) nichts vorzuweisen hat, muss ja das nicht auch noch verstecken.

Und noch ein Argument gegen die Bewerbung ohne Foto: Man könnte behaupten, dass Bewerber, die sich ohne Foto bewerben, nur Zeit gewinnen, nicht mehr. Erscheinen sie erst einmal zum Vorstellungsgespräch, werden sie ohnehin „enttarnt“ und alles war für die Katz.

Das Gegenargument freilich wäre, dass sie andernfalls gar nicht erst die Chance bekommen hätten, im Jobinterview zu überzeugen und ihre fachlichen Qualitäten in den Vordergrund zu stellen…

Wann sollte man das Bewerbungsfoto weglassen?

Es gibt Unternehmen, die verlangen von Bewerbern explizit kein Bewerbungsfoto mehr. Foto nicht erforderlich, steht dann zum Beispiel in der Stellenanzeige. Nicht zuletzt versuchen auch Arbeitgeber aus dem öffentlichen Dienst, anonyme Bewerbungen voranzutreiben, um diskriminierungsfreie Bewerbungsverfahren zu ermöglichen.

Wenn Sie eine Bewerbung ohne Foto verschicken, bringt das (neben der mutmaßlich höheren Fairness) auch andere Vorteile mit sich. Als Bewerber …

  • …sparen Sie Zeit. Kein Gang zum Fotografen, kein Posieren, Warten auf und Bearbeiten der Fotos mehr.
  • … sparen Sie Geld, das Sie in ein professionelles Bewerbungsfoto hätten investieren müssen.
  • …verbessern Sie unter Umständen Ihre Chance, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.

Wenn Sie zum Beispiel die Sorge haben, für Ihren angestrebten Beruf „zu alt“ auszusehen. Oder wenn Sie ein Kopftuch tragen. Oder wenn eine große Narbe quer durch Ihr Gesicht verläuft.

Ja, es ist nun einmal so: Dies sind Facetten, die sich in der Bewerbungspraxis mitunter als Hindernis erweisen und Ihre Einstellungschancen erheblich schmälern können. Diskriminierungen aus den verschiedensten Gründen sind Alltag. Nicht immer schön, aber die Realität: Eine Bewerbung ohne Foto kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

Tipp für alle, die auf Jobsuche sind: Verschicken Sie doch mal testweise einige Bewerbungen MIT Foto und ein paar Bewerbungen OHNE Foto. So können Sie sich selbst einen Überblick darüber verschaffen, wie aufgeschlossen die Arbeitgeber Bewerbungen ohne Foto gegenüber wirklich sind.

Was ist mit meinem Foto bei Facebook?

Achten Sie darauf, dass Ihr Bewerbungsfoto mit den Fotos in Ihren Social Media Profilen, insbesondere auf Linkedin, Xing oder Twitter identisch ist. Wenigstens aber verwenden Sie hier bitte ebenso aktuelle wie ähnliche (professionelle) Fotos. So entsteht ein stimmiger Gesamteindruck.

Überdies sollten Sie beim Fotografen Ihrer Wahl unbedingt sämtliche Nutzungsrechte einkaufen. Also auch die für die Verwendung Ihrer Fotos im Internet und auf Social Media. Manche Fotografen lassen sich das extra bezahlen oder mahnen ihre Kunden gar hinterher ab, wenn diese die Fotos nicht nur in der Bewerbung nutzen. Also Vorsicht!

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[Bildnachweis: insta_photos by Shutterstock.com]

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