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Kann ich mich auch anonym bewerben?

Anonymisierte Bewerbungsverfahren sollen vor Diskriminierung schützen und Chancengleichheit herstellen. Die anonyme Bewerbung will so verhindert, dass sich Personalchefs von ihren unterbewussten Vorurteilen beeinflussen lassen – etwa bei Bewerbern mit ausländischer Herkunft oder Namen, die auf einen sozialschwaches Milieu schließen lassen. In der anonymen Bewerbung soll es also allein um den Werdegang, die Qualifikationen und Leistungen und die Eignung eines Bewerbers gehen. In der Theorie. Wie aber kann man sich überhaupt anonym bewerben? Das sind Ihre Optionen…


Kann ich mich auch anonym bewerben?

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Wie kann ich mich anonyme bewerben?

Die anonyme Bewerbung gelingt nur über eine sogenannte Vermittlungsstelle. In einem standardisierten Verfahren verzichten die Bewerber dabei auf die Angabe von Name, Geburtsdatum, Familienstand, Geschlecht, Herkunft und allen anderen personenbezogenen Informationen. Der erste Eindruck soll somit anonym sein.

Bewerber füllen hierbei ein Formular aus, in dem sie ihre Abschlüsse, Qualifikationen sowie ihre aktuelle Berufserfahrung angeben. Dies wird als Bewerbung aufbereitet und Arbeitgebern zur Verfügung gestellt. Bei Interesse erfolgt dann die Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Erst mit dieser Einladung werden die konkreten Informationen zur Person nachgeliefert.

Eine anonyme Bewerbung direkt bei einem Unternehmen ist damit unmöglich. Wie sollte das auch gehen? Wie sollte man einem interessanten Kandidaten antworten, wenn der anonym bleibt und in den Bewerbungsunterlagen sämtliche Kontaktdaten fehlen?

Vor einigen Jahren schon initiierte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Pilotprojekt dazu. Neun Arbeitgeber, die für ein Jahr ausschließlich anonymisierte Bewerbungsverfahren anwenden wollten, darunter neben großen Namen wie Deutsche Telekom, Deutsche Post und Procter & Gamble auch Mydays und die Stadtverwaltung Celle, beteiligten sich an dem Projekt. Im Laufe des Projekts wurden über 8.500 Bewerbungen anonymisiert ausgewertet und 246 Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze besetzt. Die Deutsche Telekom und die Deutsche Post nahmen nach dem Jahr gleich wieder Abstand von dem Verfahren.

Letztlich bleibt es auch umstritten.

Der positive Effekt einer anonymen Bewerbung betrifft vielleicht nur Spezialfälle – etwa Namen, die aus irgendwelchen Gründen negative Assoziationen wecken oder bestimmte Altersangaben.

Zugleich signalisieren Bewerber, die sich anonym bewerben, bereits im Subtext: Achtung, ich bewerbe mich anonym, weil ich fürchte sonst diskriminiert zu werden. Der eigentliche versteckte (vermeintliche) Malus wird so noch viel sichtbarer.

Es ist wir bei der Megafon-Durchsage: Bitte gehen Sie weiter – hier gibt es nichts zu sehen! Was passiert: Die Leute bleiben erst recht stehen, weil sie vermuten, dass es sehr wohl etwas zu sehen gibt, was sie aber nicht sehen sollen.

Daher ist der positive Effekt einer individuellen, persönlichen und professionell gemachten (nicht anonymen) Bewerbung wesentlich größer. Egal mit welchem Hintergrund.

[Bildnachweis: gualtiero boffi by Shutterstock.com]

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