Welche Bedeutung hat die Elternzeit im Lebenslauf?
Ein Lebenslauf dient dazu, die eigenen Kompetenzen, Erfahrungen und den Charakter authentisch darzustellen. Schließlich sollen Bewerber und Unternehmen gut zusammenpassen. Aber wie wirkt es auf Personaler, wenn man gerade aus der Elternzeit kommt? Und wenn man die Elternzeit nicht angibt – welche Wirkung haben Lücken im Lebenslauf?
Die Elternzeit anzugeben, kann ein gewisses Risiko beinhalten. Sie bewusst wegzulassen hingegen auch. Letztendlich kommt es vor allem darauf an, wie die Elternzeit angegeben wird. Und ob man es dadurch schafft, die Personaler zu überzeugen, dass dies für das Unternehmen von Vorteil ist. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Personaler überzeugen – trotz der Elternzeit.
Elternzeit angeben: Welche Vor- und Nachteile hat das?
Es gibt definitiv Gründe, die dagegen sprechen, die Elternzeit anzugeben. Viele Unternehmen sind leider noch nicht so familienfreundlich wie sie es angeben. Aber: Es sprechen auch viele Gründen dafür, offen mit der Familienzeit umzugehen. Schauen wir uns beide Seiten an…
Nachteile
Diese Gründe sprechen dagegen, die Elternzeit anzugeben:
- Es besteht keine rechtliche Verpflichtung dazu. Wenn Sie sich unwohl fühlen, die Elternzeit anzugeben, müssen Sie dies nicht tun.
- Es herrschen zahlreiche Vorbehalte gegenüber einem Bewerber, der sich direkt aus der Elternzeit bewirbt: Er oder sie könnte als weniger engagiert oder weniger zuverlässig wahrgenommen zu werden, oder als weniger geeignet, da durch die lange Pause die fachlichen Qualifikationen nicht mehr ausreichen, und keine Routine mehr herrscht. Natürlich würde dies auf Arbeitgeberseite niemand zugeben – aber in der Praxis kommen solche Vorbehalte leider tatsächlich vor.
- Personaler könnten befürchten, dass durch die Betreuung eines kleinen Kindes die zeitliche Flexibilität fehlt.
Vorteile
Auf der anderen Seite birgt das Verschweigen der Elternzeit auch Risiken. Falsche Angaben im Lebenslauf können später zu Abmahnungen oder sogar Kündigungen führen. Was spricht demnach dafür, die Elternzeit anzugeben?
- Die Bewerbung sollte ehrlich und authentisch sein. Lässt man also ein wichtiges Detail weg, kann der potenzielle Arbeitgeber Sie weniger gut kennenlernen und einschätzen.
- Mit der Angabe der Elternzeit werden größere Lücken im Lebenslauf erklärt – denn auch diese werfen bei Personalern Fragen auf.
- Das Risiko des Verschweigens liegt nicht nur in rechtlichen Konsequenzen, sondern auch in einem möglichen Vertrauensverlust. Die plötzliche Konfrontation mit familiären Verpflichtungen könnte zu Unverständnis führen und das Verhältnis zum Arbeitgeber belasten. Zudem: Wenn im Bewerbungsgespräch das Thema Familienplanung aufkommt, und Sie die Elternzeit dann erwähnen, könnte der potenzielle Arbeitgeber sich fragen, wieso die Angabe dann im Lebenslauf fehlt. Wenn Sie die Elternzeit und den Nachwuchs auch bei Vertragsunterzeichnung verschweigen, kommt das böse Erwachen möglicherweise, sobald Sie wegen der Betreuung der Kinder keine Überstunden machen können oder sich krankmelden müssen, weil Ihr Kind krank ist. Wenn man die Elternzeit bewusst verschweigt, startet man sozusagen mit einer Lüge ins Arbeitsverhältnis – und das würde man sich vom Arbeitgeber sicherlich auch anders wünschen.
- Bei Jobs, in denen der Umgang mit Kindern oder Jugendlichen im Vordergrund steht (Erzieher, Lehrer, Soziale Arbeit, Kinderkrankenschwester, therapeutische Berufe etc.) können Sie natürlich mit eigenen Kindern Ihren großen Erfahrungsschatz einbringen. Hier sollte also die Elternzeit unbedingt angegeben werden.
Die gängige Empfehlung ist also, trotz der Risiken, die Elternzeit anzugeben.
Weiterbildungen angeben!
Das Wichtigste dabei ist: Punkten Sie mit den in der Elternzeit erworbenen Kompetenzen! Ein selbstbewusster Umgang mit der Angabe der Elternzeit im Lebenslauf ist entscheidend. Anstatt sich von möglichen Vorurteilen leiten zu lassen, sollten Sie Ihre Erfahrungen als eine wertvolle Bereicherung für ihre berufliche Laufbahn präsentieren. Kompetenzen wie Belastbarkeit, Stressresistenz, Zeitmanagement, Fokus aufs Wesentliche, Durchsetzungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein und großes Fingerspitzengefühl sind hervorzuheben und mit Beispielen zu untermauern.
Erwähnen Sie zusätzlich unbedingt Weiterbildungen, ehrenamtliches Engagement und private Projekte, wie etwa die Mitgliedschaft im Elternbeirat. Und: Betonen Sie (im tabellarischen Lebenslauf und/oder Anschreiben) Ihre hohe Motivation und Einsatzbereitschaft für den Wiedereinstieg. Sagen Sie frei heraus, wie sehr Sie die berufliche Weiterentwicklung in der Elternzeit vermisst haben und sich darauf freuen, wieder Dinge voranzubringen und großen Einsatz zu zeigen.
Nicht zuletzt haben Sie mit der Gründung einer Familie großes Verantwortungsgefühl bewiesen und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft geleistet!
Vorbehalte proaktiv entkräften
Betrachten Sie das Ganze aus einer anderen Perspektive: Es ist tatsächlich so, dass es familienbedingt zu Arbeitsausfällen kommt. Hierbei sind Sie darauf angewiesen, dass der neue Arbeitgeber Ihnen Verständnis und eine gewisse Flexibilität entgegenbringt. Zum Glück positionieren sich inzwischen viele Unternehmen als familienfreundliche Arbeitgeber – aber sind sie es wirklich? Wenn Sie Ihre Elternzeit(en) im Lebenslauf angeben, und zum Gespräch eingeladen werden, könnte das Unternehmen also tatsächlich auch in der Praxis familienfreundlich sein.
Um möglichen Vorbehalten proaktiv zu begegnen, sollten Sie fachlich auf dem Laufenden bleiben (oder Bereitschaft zu signalisieren, sich proaktiv außerhalb der Arbeitszeit auf den aktuellen Stand zu bringen) und betonen, dass die Betreuung Ihrer Kinder gesichert ist.
Elternzeit verschweigen: Wann ist das sinnvoll?
Wenn die Elternzeit kürzer als ein Jahr war und innerhalb eines Arbeitsverhältnisses lief, ist sie für einen neuen Arbeitgeber eigentlich nicht relevant. Dann können Sie sie im Lebenslauf und im Anschreiben auch unerwähnt lassen.
Und es gibt noch einen Grund, warum man die Elternzeit verschweigen könnte: Wenn man sich schon seit Jahren erfolglos bewirbt. Es gibt zwar das „Antidiskriminierungsgesetz“ (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, AGG), aber leider werden Eltern hiermit nicht geschützt, und in der Praxis kommt es leider immer noch vor, dass Mütter mit kleinen Kindern bei Stellenausschreibungen grundsätzlich nicht berücksichtigt werden.
Dann hilft es irgendwann nur noch, die Elternzeit zu verheimlichen. Gerade bei jungen Müttern mit nur einem Kind, bei der Personaler befürchten könnten, dass die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, ist die Gefahr leider groß, dass die Bewerbung schnell aussortiert wird.
Wie wird die Elternzeit im Lebenslauf angegeben?
Wie sollte ein Lebenslauf mit Elternzeit nun konkret aussehen? Die Elternzeit sollte chronologisch eingeordnet werden und, wie oben schon beschrieben, unbedingt erworbene Kompetenzen, Weiterbildungen und andere Projekte beinhalten.
Je nachdem, ob man sich aus einem laufenden Arbeitsverhältnis heraus bewirbt oder nicht, wird die Elternzeit unterschiedlich angegeben.
Bewerbung aus einem laufenden Arbeitsverhältnis heraus
Wenn Sie derzeit noch angestellt sind, aber sich in Elternzeit befinden, geben Sie die Elternzeit im beruflichen Werdegang unter den bekleideten Positionen an. Zum Beispiel so:
01/2024 bis heute | Projektmanagement Beispiel AG – Kundenberatung und Projektkoordination – Ressourcenbeschaffung und Teamaufbau/-leitung – Projektcontrolling |
seit 02/2023 Elternzeit |
Bewerbung aus der Elternzeit ohne ein laufendes Arbeitsverhältnis
Gibt es kein bestehendes Arbeitsverhältnis mehr und Sie bewerben sich direkt aus der Elternzeit, bekommt die Elternzeit einen eigenen Absatz.
01/2024 bis heute | Elternzeit – Fortbildung „K.I. im Projektmanagement“, IHK Hamburg |
08/2019 bis 12/2023 | Projektmanagement Beispiel AG – Kundenberatung und Projektkoordination – Ressourcenbeschaffung und Teamaufbau/-leitung – Projektcontrolling |
Erwähnen Sie in diesem Fall explizit, dass Sie bezüglich des Startdatums flexibel sind, da die Kündigungsfrist entfällt. Dies kann ein entscheidender Pluspunkt bei der Auswahl von Bewerber:innen sein, insbesondere in Unternehmen, die auf kurzfristige Personalanpassungen angewiesen sind.
Lesetipp: Kostenlose Lebenslauf Vorlagen
Sollte ich das Alter meiner Kinder angeben?
Ob man das Alter des Kindes oder der Kinder angibt, hängt von der Situation und persönlichen Präferenzen ab. Die Angabe des Alters der Kinder im Lebenslauf ist zwar nicht verpflichtend, bietet jedoch verschiedene Vorteile, wie ein vollständiges Bild, Authentizität und potenziell eine höhere Verbindungsebene zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wenn es sich um ein familienfreundliches Unternehmen handelt.
Sind die Kinder schon größer oder erwachsen, kann das signalisieren, dass eine große Zuverlässigkeit gegeben ist, da die Kinder keinen großen Betreuungsaufwand mehr benötigen. Zudem könnte es den potenziellen Arbeitgeber beruhigen, dass damit die Familienplanung höchstwahrscheinlich abgeschlossen ist. Bei sehr kleinen Kindern sollte man das Alter gegebenenfalls weglassen.
Bewerbungsgespräch: Was mache ich, wenn die Elternzeit angesprochen wird?
Bereiten Sie sich zur Sicherheit darauf vor, im Bewerbungsgespräch Fragen zur Elternzeit zu beantworten. Betonen Sie proaktiv, dass die Kinderbetreuung gesichert ist, und dass Sie ein gutes Netzwerk haben, das einspringen kann, wenn das Kind krank ist. Die Bereitschaft, offene Fragen zu klären und aktiv Lösungen anzubieten, zeigt nicht nur Engagement, sondern auch die Fähigkeit zur proaktiven Problemlösung.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Bewerbung!
Über die Autorin
Katja Hinz ist Coach für beruflichen Wiedereinstieg nach der Elternzeit. In Online- oder Präsenzcoachings begleitet sie Eltern beim Wiedereinstieg in den Beruf oder bei ihrer beruflichen Neuorientierung nach der Elternzeit.