Was ist Psychologie?
Psychologie darf man getrost als Sonderling unter den akademischen Fächern bezeichnen. Das Fach ist ein Zwischending aus einer Natur- und einer Geisteswissenschaft. Die „Lehre der Seele“ ist eine empirische Wissenschaft, die der ewig jungen Frage nachgeht, warum sich Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten. Die wissen will, welche inneren und äußeren Ursachen für menschliches Verhalten ausschlaggebend sind. Bekannt ist, dass neben biologischen Faktoren auch soziokulturelle eine wichtige Rolle spielen.
Psychologie übt eine ungeheure Faszination aus.
Man sollte sich von den Hollywood-Dramen, in denen Psychiater den Superhelden oder Oberschurken auf der Couch therapieren, aber nicht blenden lassen. Psychologie ist mysteriös und fantastisch, aber bisweilen auch staubtrocken und hammerhart. Nicht wenige, die sich während des Grundstudiums mit Grausen wieder abgewendet haben.
Ist ein Psychologie Studium das Richtige für mich?
Wer ein Psychologie Studium aufnehmen möchte, sollte über diese Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen:
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Empathie
Interesse für andere Menschen ist die Grundvoraussetzung. Psychologen müssen gute Zuhörer sein – nicht aus Höflichkeit, sondern weil es sie ehrlich interessiert, was der andere zu sagen hat. Neben Empathie ist auch ein gutes Erinnerungsvermögen hilfreich.
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Logisches Denkvermögen
In Psychologie werden Zusammenhänge hergestellt. Ursache und Wirkung. Die richtigen Fragen stellen, die richtigen Schlüsse ziehen, logische Kausalketten bilden – das ist die Aufgabe von Psychologen. Psychologie erfordert einen Rundumblick – und ein Mindestmaß an Intelligenz.
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Englischkenntnisse
Zwar haben die größten Psychologen der Geschichte – Sigmund Freud, Alfred Adler, Carl Gustav Jung, Kurt Lewin, Erich Fromm – allesamt deutsch gesprochen. Die Fachliteratur in Psychologie wird heute aber größtenteils auf englisch verfasst. Englischkenntnisse gehören dazu, wenn man erfolgreich Psychologie studieren will. Allerdings gilt das mittlerweile wohl für jedes andere Studienfach auch…
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Mathe-Affinität
Während des Psychologie-Studiums kommen Sie mit reichlich Statistik und Datenanalyse in Berührung. Wer ernsthaft geglaubt hat, Psychologie sei ein weiches „Laberfach“, sollte schleunigst umdenken.
Einige Hochschulen bieten Self-Assessments an, mit denen Sie Ihre Eignung für ein Psychologie-Studium prüfen können, zum Beispiel die Uni Frankfurt.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
Wer über die allgemeine Hochschulreife (Abitur) verfügt, kann uneingeschränkt an staatlichen und privaten Hochschulen in Deutschland Psychologie studieren. Die Fachhochschulreife berechtigt zum Psychologiestudium an einer Fachhochschule. Auch mit einer fachgebundenen Hochschulreife ist ein Psychologiestudium möglich.
Allerdings ist das Psychologie Studium an vielen Hochschulen zulassungsbeschränkt. Kandidaten müssen eine gute Abiturnote oder eine ausreichend lange Wartezeit aufweisen, um zugelassen zu werden. An manchen Hochschulen müssen Bewerber zudem Self-Assessments und Studienauswahlverfahren absolvieren, deren Ergebnisse ebenfalls in die Entscheidung über die Studienplatzvergabe einfließen.
Wie hoch der Numerus clausus jeweils ist, erfahren Sie auf den Webseiten der einzelnen Hochschulen. Die Erfahrung zeigt: Oft muss eine 1 vor dem Komma der Abiturnote stehen, um sofort Psychologie studieren zu können. Wer den geforderten Numerus clausus nicht erreicht, kann alternativ an einer privaten Hochschule oder im Ausland Psychologie studieren – oder eine Studienplatzklage anstrengen. Diese Varianten kosten aber allesamt viel Geld.
Kann ich Psychologie studieren ohne Abi?
Grundsätzlich ist es möglich, Psychologie ohne Abitur zu studieren. So können sich zum Beispiel staatlich geprüfte Techniker, Fach- oder Betriebswirte und Meister auf ein Studium jeder Fachrichtung bewerben. Auch wer eine einschlägige abgeschlossene Berufsausbildung und mindestens drei Jahre Berufserfahrung mitbringt, kann sich für ein Psychologie Studium bewerben. Die Hochschulen legen eigenständig fest, welche Berufsausbildungen dafür infrage kommen. Prinzipiell gute Karten haben Bewerber mit einer Ausbildung im medizinischen Bereich.
Darüber hinaus bieten einige Hochschulen Psychologie-Studiengänge in Teilzeit oder als Fernstudium an, die man neben dem Beruf auch ohne Abitur studieren kann.
Wo kann ich Psychologie studieren?
Laut Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz gibt es in Deutschland fast 150 grundständige Studiengänge in Psychologie. Damit sind in der Regel Bachelor-Fächer gemeint. Darüber hinaus werden deutschlandweit rund 185 weiterführende Studiengänge in Psychologie, also meist Master-Studiengänge, angeboten.
Welche sind die besten Universitäten?
Die besten deutschen Universitäten im Fach Psychologie sind laut „World University Ranking 2021“ des Magazins „Times Higher Education“ in dieser Reihenfolge:
- Ludwig-Maximilians-Universität München
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Eberhard Karls Universität Tübingen
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- RWTH Aachen
- Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Freie Universität Berlin
- Georg-August-Universität Göttingen
- Universität Hamburg
- Universität Mannheim
- Universität Ulm
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Universität zu Köln
- Technische Universität Dresden
- Universität Bielefeld
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Universität Duisburg-Essen
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Jacobs University Bremen
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Universität Konstanz
- Universität Potsdam
- Ruhr-Universität Bochum
- Universität Greifswald
- Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
- Philipps-Universität Marburg
- Universität Passau
- Technische Universität Darmstadt
- Universität Bremen
- Justus-Liebig-Universität Gießen
- Technische Universität Dortmund
- Universität Siegen
- Technische Universität Braunschweig
- Bergische Universität Wuppertal
Wie lange studiert man Psychologie?
Das Bachelorstudium in Psychologie dauert in der Regel sechs Semester. Dies entspricht drei Jahren. Für das nachfolgende Masterstudium sind üblicherweise vier Semester angesetzt, also zwei Jahre. Insgesamt sind zehn Semester und damit fünf Jahre nötig, um sich als voll ausgebildeter Psychologe bezeichnen zu können.
Wie ist das Psychologie Studium aufgebaut?
Im Bachelor-Studium in Psychologie befassen sich die Studierenden mit den Grundlagen des menschlichen Verhaltens. Zu den Grundlagenfächern, die in den ersten sechs Semestern vermittelt werden, zählen Allgemeine Psychologie, Sozialpsychologie, Entwicklungspsychologie, Biologische Psychologie und Differentielle Psychologie.
Bachelor
Auch kommen Sie im Grundstudium mit Anwendungsfächern wie Klinischer Psychologie oder Rehabilitationspsychologie in Berührung und werden in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt. Statistik, Datenanalyse und diagnostische Verfahren stehen ebenfalls im Studienplan.
Praxis
Ein Praktikum ist normalerweise fester Bestandteil des Bachelor-Studiums Psychologie, genauso wie die Teilnahme an empirisch-psychologischen Untersuchungen. 25 bis 30 sogenannte Versuchspersonenstunden sind üblicherweise Pflicht.
Master
Im Masterstudium in Psychologie vertiefen die Studierenden ihre Kenntnisse. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Spezialisierung. Es gibt so unterschiedliche Master-Studiengänge wie Angewandte Sportpsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie oder Medien- und Instruktionspsychologie.
Welche Berufe kann ich mit einem Psychologie Studium ausüben?
Nach dem Studium sitzen viele Absolventen als Psychotherapeuten auf der berühmten Couch, aber längst nicht alle. Psychologen arbeiten zum Beispiel häufig in den Personalabteilungen von Unternehmen oder als private Coaches, Organisationsberater oder Lebensberater. Man trifft sie im Strafvollzug in der forensischen Psychologie oder im schulpsychologischen Dienst der Länder, wo sie die Lehrkräfte unterstützen. Psychologen arbeiten in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken, im Bildungs- und Sozialwesen, in der öffentlichen Verwaltung, in kirchlichen Vereinigungen, Bildungs- und Jugendorganisationen. Es gibt spezialisierte Sportpsychologen, Umweltpsychologen oder Verkehrspsychologen.
Für viele Jobs wird ein Master-Abschluss vorausgesetzt. Ein Bachelor in Psychologie ist für viele Berufe, Positionen und Arbeitgeber nicht ausreichend.
Wo gibt es die meisten Jobs?
Für Psychologen herrscht de facto Vollbeschäftigung. So betrug die Arbeitslosenquote für Absolventen eines Psychologie-Studiums zuletzt mickrige 2,2 Prozent. In folgenden Branchen und Bereichen arbeiten die meisten Psychologen. Laut letzter Stellenrecherche der Deutschen Gesellschaft für Psychologie gibt es die meisten Stellenangebote in:
- Wissenschaft (33 Prozent)
- Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie (29 Prozent)
- Klinische Psychologie (23 Prozent)
- Beratungstätigkeiten, vor allem für Pädagogische Psychologen (6 Prozent)
- Verkehrspsychologie (5 Prozent)
- Gesundheitspsychologie (2 Prozent)
- Forensische Psychologie (1 Prozent)
- Rechtspsychologische Gutachten (0,3 Prozent)
Wie viele Psychologen gibt es?
Insgesamt gibt es auf dem deutschen Arbeitsmarkt laut jüngstem Mikrozensus rund 138.000 Erwerbstätige, die ein Psychologie Studium absolviert haben – 77 Prozent mehr als 2008. Davon arbeiten 102.000 als Psychologen. 43 Prozent sind selbstständig.
Wie viel verdient man als Psychologe?
Psychologen können laut Stepstone-Gehaltsreport 2021 nach dem Studium mit einem Einstiegsgehalt von 46.357 Euro brutto im Jahr rechnen. Ihr Durchschnittsgehalt beträgt demnach 60.585 Euro brutto jährlich. Freiberufliche Psychologen können – je nach Berufserfahrung, Auftrag und Kunde – mit Stundensätzen zwischen 80 Euro und 250 Euro rechnen.
Das Gehalt von Psychologen hängt stark von Bildungsabschluss, Arbeitgeber, Branche, Standort und Position ab.
In der Wirtschaft können höhere Gehälter erzielt werden als im öffentlichen Dienst, wo nach Tarif (TVöD) bezahlt wird. Mit einem Masterabschluss steigen Psychologen üblicherweise in der Entgeltgruppe 13 ein. Besonders gut verdienen Wirtschaftspsychologen. Auch im Wissenschaftsbetrieb, zum Beispiel an Forschungsinstituten oder privaten Hochschulen, sind die Gehälter für Psychologen sehr hoch.
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