Gehaltserhöhung abgelehnt: Wie reagiere ich richtig?
Machen wir uns nichts vor: So richtig gerne und freiwillig zahlen die wenigsten Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung. Die Wahrscheinlichkeit ist daher hoch, dass der Vorgesetzte den Gehaltswunsch erst einmal abblockt. Motto: „Dafür ist gerade kein Budget da…“ Auch wenn der Frust darüber hochkocht und Sie die Reaktion total unfair finden: Bleiben Sie jetzt professionell und behalten Sie vor allem einen kühlen Kopf.
Einen Wutausbruch sollten Sie sich verkneifen – und insbesondere nicht mit einer Kündigung drohen.
Zeigen Sie Ihren Unmut im Folgenden auch nicht durch unüberlegtes Auftreten und Provokationen im Arbeitsalltag, indem Sie zum Beispiel Ihren Chef nicht mehr grüßen, überpünktlich Feierabend machen oder demonstrativ private Telefongespräche im Büro führen. Das hilft Ihnen kein Stück weiter, sondern schadet Ihnen.
Lassen Sie sich mit einem „Nein“ andererseits auch nicht einfach so abspeisen.
Fragen Sie stattdessen nach den Gründen für das Nein – auf eine Begründung sollten Sie bestehen. Sofern Sie sich gut vorbereitet haben, können Sie die Argumente möglicherweise direkt erwidern oder sogar entkräften. Natürlich immer respektvoll und höflich. Schließlich beginnt jede Verhandlung erstmal mit einem „Nein“. Was aber nicht heißt, dass daraus kein „Ja“ werden könnte. Was Sie jetzt brauchen, ist Fingerspitzengefühl und eine gute Verhandlungsstrategie…
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Gehaltserhöhung abgelehnt: Was kann ich jetzt tun?
Selbst wenn die Argumente des Chefs stichhaltig und überzeugend sind, bleiben Ihnen immer noch ein paar Optionen, auf die Ablehnung der Gehaltsforderung angemessen zu reagieren. Auch hierbei gilt wieder der Grundsatz: Nicht gleich aufgeben und das „Nein“ akzeptieren, sondern weiterverhandeln! Es gibt nämlich abseits des Gehalts noch andere Optionen und Benefits, die Sie prüfen und verhandeln sollten:
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Urlaub
Wenn der Chef kein Budget hat, das er verteilen kann, so könnte er Ihnen alternativ ein bis zwei mehr Urlaubstage im Jahr vertraglich zusichern. Das ist auch viel wert und entspricht einer indirekten Gehaltserhöhung.
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Homeoffice
Ebenso können Sie vielleicht mehr Tage im Homeoffice heraushandeln. Auch dabei gewinnen Sie letztlich mehr Freizeit: Das lästige Pendeln entfällt. Sie haben weniger Stress im Büro und können konzentrierter arbeiten.
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Fahrtkostenzuschuss
Fragen Sie auch nach Tankgutscheinen oder einem Zuschuss zum Bahnticket. Den Fahrtkostenzuschuss kann das Unternehmen ohnehin steuerlich absetzen. Er kostet also kaum etwas. Ein gutes Argument. Dasselbe gilt für Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge oder Gesundheitsförderung.
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Flexiblere Arbeitszeiten
Eine weitere indirekte Gehaltserhöhung können flexiblere Arbeitszeiten sein. Auch sie ermöglichen Ihnen mehr Freiheiten und eine bessere Freizeitgestaltung. Mitunter ist das für Ihre Zufriedenheit sogar besser als mehr Geld.
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Weiterbildungen
Seminare und Kurse, die der Arbeitgeber für Sie übernimmt, helfen allen. Sie als Arbeitnehmer gewinnen Knowhow und zusätzliche Expertise – und Ihr Arbeitgeber indirekt auch. Das neugewonnene Wissen befähigt Sie zu besseren Leistungen, mehr Verantwortung – und kann schnurstracks zu einer Gehaltserhöhung führen.
Falls Ihr Chef die Gehaltserhöhung ablehnt mit dem Argument, Ihre Leistungen gäben das aktuell nicht her, dann vereinbaren Sie mit ihm neue Ziele: Was müssten Sie im kommenden halben Jahr machen und erreichen, damit er Ihrer Forderung nachkommt? Vereinbaren Sie mit ihm ebenso messbare wie konkrete Ziele, Aufgaben, Erfolge sowie einen genau definierten Zeitrahmen, bis wann Sie was geschafft haben müssen, um eine angemessene Gehaltserhöhung zu erzielen.
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Wie kann ich mein Gehalt doch noch steigern?
Gehaltserhöhung abgelehnt? Möglicherweise war es nicht schlechtes Karma, sondern Sie waren einfach nicht gut genug vorbereitet und hatten nicht die richtigen Argumente. Die gute Nachricht: Die nächste Chance, ein Gehaltsplus herauszuhandeln, kommt bestimmt.
So bereiten Sie Ihre nächste Gehaltserhöhung vor:
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Budget
Die wirtschaftliche Lage des Arbeitgebers sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie ein Gehaltsgespräch mit Ihrem Chef anberaumen. Werden gerade Kollegen im großen Stil entlassen, sinken die Umsätze, entwickelt sich der Markt aktuell abwärts: Dann ist tatsächlich kein guter Zeitpunkt dafür, das Gehalt nachzuverhandeln. Das wirkt dann latent unsensibel und egoistisch. Ganz anders aber sieht es aus, wenn der Laden brummt. Erst recht, wenn viele neue Mitarbeiter eingestellt werden. Dann ist ganz offensichtlich Geld da.
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Leistung
Eine Gehaltserhöhung basiert letztlich immer auf der vergangenen Leistung und dem künftigen Mehrwert, den Sie schaffen werden. Also beispielsweise, weil Sie mehr Verantwortung übernehmen, neue und mehr Projekte managen. Bewertet der Chef diese Leistungen anders als Sie, sieht er natürlich wenig Spielraum für mehr Geld. In dem Fall müssen Sie mit besseren Argumenten überzeugen. Hier könnte eine sogenannte Leistungsmappe helfen, die Sie mit in die Gehaltsverhandlung nehmen.
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Vergleich
Bewaffnen Sie sich mit ausreichend Daten, bevor Sie in die Gehaltsschlacht mit Ihrem Chef ziehen. Auf Bewertungsportalen wie Kununu und Glassdoor finden Sie Unmengen an Gehaltsdaten, auch in Ihrem Beruf und Ihrer Branche. Auch Jobportale wie Indeed oder unsere Schwesterseite Karrieresprung enthalten viele wertvolle Einkommensstatistiken. So gewinnen Sie schnell ein Bild darüber, ob Sie aktuell fair oder doch stark unterbezahlt sind. Ihrer Forderung nach einer leistungsgerechten Vergütung verleihen Sie dann Nachdruck.
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Kann ich selbst eine Gehaltserhöhung ablehnen?
Auch das gibt es: Arbeitnehmer, die eine vom Arbeitgeber angebotene Gehaltserhöhung von sich aus ablehnen – weil sie ihnen als zu niedrig erscheint. Wenn Sie das tun, müssen Sie in jedem Fall mit einer negativen bis empörten Reaktion Ihres Chefs rechnen. Im schlimmsten Fall verscherzen Sie es sich komplett mit ihm.
Darum ist es aus Arbeitnehmersicht meist NICHT sinnvoll, eine Gehaltsaufbesserung rundherum abzulehnen.
Unser Rat, falls Sie mehr Geld erwartet haben: Bedanken Sie sich höflich für das Angebot und betonen Sie, dass Sie dieses zu schätzen wissen. Und dann legen Sie sachlich dar, warum Sie das Angebot für zu niedrig erachten und gerne nachverhandeln würden. Auch eine Zielvereinbarung oder ein Termin in der Zukunft für eine Nachverhandlung sind Optionen, damit beide Seiten einen Kompromiss schließen und ihr Gesicht wahren können.
Am Ende einer jeden Verhandlung muss aber klar sein, dass alle beteiligte Parteien das Ergebnis akzeptieren. Kreuzen Sie also nach zwei Wochen nicht schon wieder im Chefbüro auf mit dem Hinweis, dass Sie es doch anders überlegt haben – und nun doch eine sofortige Gehaltserhöhung wollen.