Was tun gegen permanente Unterforderung?
Zunächst einmal muss man unterscheiden, was der Grund für die Unterforderung im Job ist. Gelegentlicher Leerlauf kann immer einmal vorkommen. Das ist kein Grund zur Panik. Insbesondere nach Abschluss eines herausfordernden Projekts tut die kleine Pause auch mal ganz gut. Auf Anspannung folgt Entspannung – das ist sogar gesund.
Problematisch wird es erst, wenn die Unterforderung und Langeweile im Job chronische Züge bekommen. Dann sollten Sie aber nochmal unterscheiden:
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Zwingt Sie der Arbeitgeber zum Nichtstun?
In diesem Fall könnte Mobbing die Ursache sein. Manche Chefs setzen unliebsame Mitarbeiter ganz bewusst kalt und ins berufliche Abseits, um sie mürbe zu machen. Ziel: Der Kollege soll möglichst bald selber kündigen. Das spart Abfindungskosten. Das ist – keine Frage – nicht die feinste Art.
Haben Sie allerdings das Gefühl, hinter dem Leerlauf und der neuerliche Isolation stecken Absicht und ein fieser Plan, sollten Sie sich tatsächlich fragen, ob Sie für einen solchen Laden noch weiter arbeiten möchten. Einkommen hin oder her: Ihre Gesundheit und der Seelenfrieden sind unbezahlbar. Das Beste ist dann, sich aus (noch) ungekündigter Position ganz schnell eine neue Stelle zu suchen. Gegen Mobbing können Sie zwar auch juristisch vorgehen. Die Beweisverfahren sind allerdings zäh und nervenaufreibend. Der Job ist danach meist trotzdem weg – Sie bekommen nur Schadenersatz. Aber lohnt sich der lange Kampf auf Kosten Ihrer Gesundheit wirklich?
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Haben Sie Leerlauf, weil nichts zu tun ist?
Auch hier muss man wieder unterscheiden: Ist so wenig zu tun, weil das Unternehmen schon seit einiger Zeit mit Auftrags- und Umsatzrückgängen zu kämpfen hat? Dann ist das ein Warnsignal. Offenbar ist die Belegschaft zu groß für den bevorstehenden Umstrukturierungs- und Schrumpfungsprozess. Entlassungen sind also bald wahrscheinlich. In dem Fall sollten Sie selbstkritisch prüfen, wie Ihre Chancen stehen, den drohenden Personalabbau zu überleben. Falls diese gering sind, suchen Sie sich besser jetzt schon einen neuen Job – bevor es zig Kollegen ebenfalls tun (müssen).
Deutlich anders ist die Lage, wenn Sie unterfordert sind, weil Sie sich vor allem als überqualifiziert und unterschätzt empfinden. Hier liegt die Ursache der Unterforderung nicht in mangelnder Arbeit. Ihnen fehlen schlicht die Herausfoderungen. Was Sie zu tun haben, beherrschen Sie aus dem Eff-Eff und in weniger Zeit als geplant. Der Rest ist Leerlauf. Das ist allerdings kein Grund und schon gar keine Entschuldigung über Langeweile im Job zu jammern. Dagegen können Sie selbst einiges unternehmen…
Extra-Tipp
Bitte beachten Sie: Uns geht es nicht darum, die Symptome wegen eines möglichen Boreouts kleinzureden. Falls Sie sich jeden Tag zur Arbeit quälen, an anhaltender Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Lustlosigkeit und Unzufriedenheit leiden, stellt sich vielmehr die Frage, ob diese Symptome tatsächlich mit der Arbeit zusammenhängen. Nicht selten verbergen sich hinter solchen Symptomen auch Anzeichen für eine depressive Verstimmung oder gar Depression, sodass selbst mehr sinnvolle Inhalte auf der Arbeit das Problem nicht beseitigen würden. Hier sollten Sie unbedingt einen Facharzt hinzuziehen und sich ärztlich beraten lassen. Eine Therapie kann dann wesentlich mehr helfen als ein anderer Job.
Wie kann ich auf Langeweile im Job reagieren?
Im Gegensatz zum Überforderten mit einem Chef, der sie auspresst wie eine Zitrone, können (überqualifiziert) Unterforderte an ihrer Lage leicht etwas ändern. Dazu müssen Sie nur aktiv werden. Und die Zeit dazu haben Sie ja ganz offensichtlich – nutzen Sie einfach den Leerlauf und die Langeweile und werden Sie produktiv, indem Sie…
- sich neue Gestaltungsspielräume im Job erarbeiten. Wer Leerlauf hat, kann genauso jederzeit neue Projekte anschieben, die seinem Unternehmen (und ihm selbst) Vorteile bringen. Niemand ist dazu verdammt, den ganzen Tag lang Däumchen zu drehen (Es sei denn Sie sollen so gemobbt werden – siehe oben). Obendrein haben Sie aufgrund Ihrer Überqualifikation und Kompetenzen genug Möglichkeiten, um gegenüber dem Chef eine überzeugenden Argumentation zu entwickeln. Sobald das nächste Mitarbeitergespräch ansteht, könnten Sie zum Beispiel auf Ihre beruflichen Perspektiven zu sprechen kommen. Vielleicht hat der Vorgesetzte hier schon einige Vorschläge. Ansonsten machen Sie welche zur Weiterentwicklung.
- den Job wechseln, intern oder extern. Sollten Sie dennoch und nachhaltig auf taube Ohren stoßen, können Sie sich beruflich immer noch neu orientieren. So ein Jobwechsel sollte aufgrund der Qualifikationen und der freien Zeit kein Hindernis sein.
So oder so: Unterforderung im Job und Langeweile keine Lizenz zum Jammern, vielmehr ein Anlass tätig zu werden. Die Gelegenheit zur Selbstreflexion und beruflichen Neuorientierung sollten Sie auf jeden Fall nicht ungenutzt lassen.
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