Warum sollte ich den Arbeitgeber hinhalten nach Jobzusage?
Wenn Sie nach einer Bewerbung eine Jobzusage von einem Unternehmen erhalten, aber noch andere Feuer im Eisen haben. In diesem Fall wollen Sie sich alle Optionen so lange wie möglich offen halten, um sich am Ende für die vermeintlich beste zu entscheiden.
Auch kann es Sinn ergeben, den Arbeitgeber hinzuhalten und ein wenig Zeit herauszuschlagen, wenn Sie eine Zusage von einem Unternehmen erhalten haben, das nicht unbedingt Ihr Wunscharbeitgeber ist. Die Zusage für Ihren Traumjob haben Sie indes noch nicht, hier steht die Antwort noch aus. Aber sie kann ja noch kommen. Verständlich also, dass Sie hier noch etwas auf Zeit spielen wollen, und den ersten Arbeitgeber hinhalten wollen, bis Sie das Vertragsangebot unterschreiben.
Diese Taktik kann zum Erfolg führen, beinhaltet aber auch Risiken.
Wenn Sie überreizen, kassieren Sie vielleicht doch noch eine Absage. Und wird es mit dem Traumjob dann auch nichts, stehen Sie mit leeren Händen da und sind wieder am Anfang – ohne Job. So mancher geht deswegen auf Nummer sicher, Motto: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Kann man machen, muss man aber nicht. Sie haben durchaus ein paar Optionen, um Zeit zu schinden und Arbeitgeber hinzuhalten. Nur eben nicht allzu lange…
Wie kann ich den Arbeitgeber hinhalten nach Jobzusage?
Es gibt im Grunde vier Möglichkeiten, den Arbeitgeber nach einer Zusage hinzuhalten und auf Zeit zu spielen:
-
Verzögerungstaktik
Auf E-Mails oder Anrufe reagieren Sie nicht sofort. Sollten Sie einen zunehmend drängenden Ton wahrnehmen, entschuldigen Sie sich mit dringenden Projekten, anstehenden Dienstreisen oder privaten Zwischenfällen, die gerade keinen Aufschub dulden. Bekräftigen Sie noch einmal Ihr Interesse an der Stelle und bitten Sie um Geduld und Verständnis. Auch lässt sich meist noch etwas Zeit mit Rückfragen zum Vertrag schinden.
Mit dieser Hinhaltetaktik lässt sich tatsächlich etwas Zeit herausholen, jedoch selten mehr als zwei Wochen.
Und sie ist leicht durchschaubar. Klingen Ihre Ausreden unglaubwürdig, sind Sie als Lügner überführt. Die meisten Personaler wissen dann schon, was Sie vorhaben – und ziehen Ihre Zusage womöglich zurück.
-
Ehrlichkeit
Sie könnten natürlich auch einfach die Wahrheit sagen. Dass Sie sich auch woanders bewerben, ist zulässig. Das muss der Arbeitgeber akzeptieren – der schließlich auch mehrere Bewerber im Köcher. Fair ist fair. Sie könnten also ehrlich zugeben, dass Sie noch weitere Bewerbungsgespräche führen und deren Ergebnis abwarten wollen und deshalb etwas Bedenkzeit erbitten.Diese Strategie, mit offenen Karten zu spielen, ist moralisch die beste.
Und viele Personaler schätzen diese Ehrlichkeit auch – und räumen Ihnen daher etwas mehr Bedenkzeit ein. Mehr als ein, maximal zwei Wochen sind aber auch hier nicht drin. Sonst stellt sich die Frage, ob Sie die Stelle wirklich wollen. Und nur dritte Wahl zu sein – das hört kein Arbeitgeber gerne. Das Risiko liegt hierbei in der Persönlichkeit des Personalentscheiders: Ist der eitel oder mit einem großen Ego gestraft, könnte der beleidigt reagieren. Vor allem, wenn man Alternativen und noch andere Kandidaten hat.
-
Unterschrift
Dies wiederum ist die linke Tour, mehr Zeit zu schinden. Sie unterschreiben den Arbeitsvertrag des ersten Arbeitgebers – zeitverzögert (siehe Option 1) – und setzen zugleich auf Ihr Kündigungsrecht. Denn Sie können jeden Arbeitsvertrag vor Arbeitsantritt und innerhalb der Probezeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Ohne Angabe von Gründen. Zugegeben, das ist fies und moralisch zweifelhaft. So lässt sich aber deutlich mehr Bedenkzeit herausholen.Nachteil: Sobald Sie die Stelle wirklich antreten, haben Sie keine Zeit mehr für Vorstellungsgespräche.
Das sähe schon komisch aus, wenn Sie sich gleich am Anfang ein paar Tage frei nehmen wollten (davon abgesehen, dass Urlaub in der Probezeit meist nicht genehmigt werden muss). Das zweite Risiko: Fliegt der Bluff auf, ist Ihre Reputation verbrannt. Hier brauchen Sie sich garantiert nie mehr bewerben. Auch könnte sich das in der Branche herumsprechen.
-
Absage
Eine Absage ist ehrlich und konsequent. Denn wenn Sie ehrlich sind, sagen Sie ja nur deshalb nicht zu, weil Sie von der Stelle gar nicht überzeugt sind. Sie spekulieren auf etwas Besseres.
Wäre es da nicht konsequenter, sich für das Angebot zu bedanken und lieber gleich abzusagen?
Ja, im Zweifel stehen Sie am Ende doch noch ohne Job da. Aber solange Sie nichts unterschrieben haben, sollten Sie sich immer weiter bewerben. Und entscheiden müssen Sie sich so oder so irgendwann. Warum dann nicht gleich? Also: Nur noch bei Firmen bewerben, deren Job Sie auch wirklich machen wollen.
Welche Alternative ist die richtige?
Wie Sie den Arbeitgeber hinhalten und den Bewerbungsprozess künstlich in die Länge ziehen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Das hängt zuweilen auch vom Jobangebot und vom Arbeitgeber und dessen Reaktion ab. Wir empfehlen indes einen Mittelweg aus „Arbeitgeber hinhalten“ und „Ehrlichkeit“. Verzögern Sie Ihre Reaktion anfangs ruhig ein bisschen, um Zeit zu schinden. Danach sollten Sie die Karten aufdecken und um Bedenkzeit bitten. Solange Sie dies höflich tun, führt die Wahrheit in der Regel auch zu mehr Verständnis und Fairness. Schließlich sollte das Unternehmen auch die Chance haben, die freie Stelle schnellstmöglich zu besetzen.
Überdies sollten Sie aber auch Ihren Wunscharbeitgeber kontaktieren.
Informieren Sie ihn darüber, dass Ihnen bereits ein attraktives Jobangebot vorliegt, dass er aber weiterhin Ihre erste Option wäre. Natürlich könnten Sie noch eine zeitlang den anderen Arbeitgeber hinhalten. Aber Sie stehen eben nun unter Zugzwang und bitten darum, den Bewerbungsprozess etwas zu beschleunigen beziehungsweise um eine baldige Zu- oder Absage. Diese Bitte sollte natürlich nie wie ein billiger Erpressungsversuch klingen. Sonst ist die Absage auch hier gewiss. Werben Sie daher um Verständnis, indem Sie Ihre Anfragen mit Schmeicheleien und Komplimenten garnieren.
Lesetipp: Sollte ich ein anderes Jobangebot erwähnen?