Was ist anders bei einer Bewerbung nach der Ausbildung?
Als fertig ausgebildete Immobilienkauffrau haben Sie Fachwissen über mathematische, juristische und wirtschaftliche Aspekte von Immobilien erworben und können den Wert von Häusern und Wohnungen einschätzen. Drei Jahre lang drehte sich alles um die Ausbildung und nun stehen Sie wieder am Scheideweg.
Im Vergleich zur Situation nach dem Schulabschluss – häufig Realschulabschluss oder Abitur – bewerben Sie sich nicht mehr nur mit Ihrem Schulwissen, sondern mit Fachwissen aus einem erlernten Beruf. Allerdings haben vor allem Berufsanfänger mit einer großen Herausforderung zu kämpfen, dem sogenannten Permission Paradox.
Heißt: Jeder Arbeitgeber will junge, gut ausgebildete qualifizierte Arbeitskräfte. Die sollen aber bitte zehn Jahre Berufserfahrung mitbringen, fünf Fremdsprachen fließend sprechen und über sämtliche Soft Skills dieser Erde verfügen.
Das ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber es führt trotzdem häufig dazu, dass Unternehmen Berufseinsteigern skeptisch gegenüberstehen. So kann natürlich keine Berufserfahrung erworben werden. Kein Job ohne Erfahrung, keine Erfahrung ohne Job.
Für Sie als Bewerber heißt das, dass Sie einen langen Atem brauchen, sofern Sie nicht als heiß begehrter Handwerker oder Absolvent eines Ingenieurstudiums sich den potenziellen Arbeitgeber aussuchen können.
Wann sollten Sie eine Bewerbung nach der Ausbildung schreiben?
Betroffen sind ehemalige Auszubildende, die von ihrer Firma nicht übernommen werden. In manchen Fällen ist das bereits zu Ausbildungsbeginn klar, in anderen erweist sich die Zusammenarbeit im Laufe der Jahre als mühsam, so dass das Ausbildungsende herbeigesehnt wird, damit ein Arbeitsplatzwechsel möglich wird.
Die Konstellation kann aber auch noch anders aussehen: Einige Ausbildungsbetriebe behalten ihre ehemaligen Lehrlinge noch weitere drei bis sechs Monate nach erfolgreichem Abschluss. Das hat für Berufseinsteiger den großen Vorteil, dass sie nicht parallel zum Ausbildungsende mit den stressigen Prüfungssituationen auch noch Bewerbungen schreiben müssen.
Je nachdem, wie Ihre persönliche Ausgangslage ist, hängt es davon ab, wann Sie eine Bewerbung schreiben sollten. Im Prinzip gilt: so früh wie möglich. Wer sich sicher ist, dass er oder sie die Abschlussprüfungen in jedem Fall besteht, kann bereits ein halbes Jahr vorher ganz entspannt auf Stellensuche gehen.
Zukünftigen Arbeitgebern gibt das ebenfalls Planungssicherheit, zumal Sie bisherige Leistungsnachweise einreichen können, die illustrieren, wie gut Sie in dem sind, was Sie tun.
Andererseits kann das nicht jeder von sich behaupten. Enden nach der Prüfungsphase das Arbeitsverhältnis und die Ausbildung zeitgleich, sollten Sie ebenfalls nicht zu lange warten. Als Faustformel gilt wenigstens zwei Monate zuvor mit Bewerbungen anfangen – die Zeugnisse werden dann nachgereicht.
Wer zählt alles als Berufsanfänger?
Der Begriff Ausbildung ist hier in seiner allgemeinen Bedeutung zu verstehen, weshalb von einer Bewerbung nach der Ausbildung auch völlig unterschiedliche Personengruppen betroffen sein können:
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Duale Ausbildung
Meist handelt es sich um die Erstausbildung nach der Schule. Die duale Ausbildung findet teils in der Berufsschule, teils im Betrieb statt.
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Schulische Ausbildung
Im Gegensatz zur dualen Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf dem Schulbesuch, Praxiserfahrung wird nicht wöchentlich, sondern in Blockpraktika erworben.
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Umschulung
Wer eine Umschulung absolviert, hat zuvor meist einen Beruf erlernt, den er – beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen – nicht mehr ausüben kann oder darf.
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Studium
Zur höchsten schulischen Ausbildung zählt das Studium. Nicht wenigen Absolventen – vor allem aus geisteswissenschaftlichen Fächern – wird vorgeworfen, im Elfenbeinturm zu leben, also einerlei Bezug zur Realität und Praxis zu besitzen.
Alle diese Bewerber eint, dass sie Berufsanfänger sind. Auch Absolventen einer Umschulung mögen insgesamt betrachtet Berufserfahrung haben, in diesem Bereich sind allerdings genauso Berufsanfänger wie ihre (meist jüngeren) Mitschüler oder Kollegen, die unmittelbar nach der Schule denselben Beruf erlernt haben.
Mangelnde Berufserfahrung im neu erlernten Beruf sollte Sie allerdings nicht zurückhalten. Gehen Sie offensiv mit Ihrem Status um und betonen Sie die Vorteile, etwa dass Sie mit den neusten Erkenntnissen und Methoden aus der Branche vertraut sind.
Wie fangen Sie die Bewerbung nach der Ausbildung an?
Wer eine Bewerbung nach der Ausbildung schreibt, hat im Vergleich zu vorher deutlich mehr Insiderwissen, kennt die bekannten Unternehmen in der Branche und fängt nicht mehr bei Null an. Das kann schon sehr hilfreich sein, wenn Sie beispielsweise eine Initiativbewerbung schreiben.
Leider lehnen gerade große Unternehmen diese mittlerweile ab und verweisen auf den regulierten Bewerbungsprozess über Onlineportale – der freilich nur möglich ist, wenn auch Stellenausschreibungen existieren.
Sind Sie auf eine attraktive Stellenanzeige gestoßen, geht es um die systematische Auswertung:
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Welche Qualifikationen sind erforderlich?
Unterschieden wird hier einerseits zwischen sogenannten Muss-Qualifikationen, die meist zu Beginn genannt werden und anhand von Zeugnissen und Zertifikaten belegbar sind. Eingeleitet werden diese meist mit Formulierungen wie: Vorausgesetzt wird…, Wir erwarten von Ihnen… Sie haben eine Ausbildung als… Auf der anderen Seite stehen die Kann-Qualifikationen, die zwar wünschenswert sind, aber kein K.O.-Kriterium bedeuten, wenn sie nicht zu 100 Prozent erfüllt werden. Erkennbar sind sie an weicheren Formulierungen wie: Wünschenswert wäre, idealerweise bringen Sie… mit, Wir freuen uns, wenn Sie…
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Welche Unterlagen werden benötigt?
Wenn Sie sich die Stellenbeschreibung ausdrucken, können Sie direkt alle wichtigen Punkte unterstreichen und/oder sich am Rand Notizen machen. Wird ein beispielsweise ein Führerschein einer bestimmten Fahrzeugklasse benötigt, ist klar, dass Sie den Ihren Zeugnissen hinzufügen müssen. Es können auch Erfahrungen und Kenntnisse gefragt sein, die Sie außerhalb Ihrer Ausbildung – beispielsweise im Ehrenamt oder bei VHS-Kursen erworben haben. Hier sind ebenfalls entsprechende Zertifikate beizulegen.
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Wer ist der Ansprechpartner?
Nicht immer wird jemand genannt oder in manchen Fällen (vor allem bei Behörden) werden mehrere Ansprechpartner genannt. Recherchieren Sie, wer Ihre Bewerbung zu lesen bekommt. Bei Unklarheiten hilft immer noch ein Telefonat am besten. Das hat den großen Vorteil, dass Sie außerdem weitere Fragen stellen und auf das Gespräch in der Bewerbung Bezug nehmen können.
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Welche Fristen müssen beachtet werden?
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – idealerweise warten Sie mit Ihrer Bewerbung nicht bis zum allerletzten Tag. Manche Arbeitgeber schreiben erst gar keine Bewerbungsfristen mehr in die Stellenanzeige. Da heutzutage vieles fast ausschließlich über Jobbörsen im Internet läuft, wird die Anzeige einfach herausgenommen, wenn eine bestimmte Bewerberzahl erreicht wurde.
Wie wird die Bewerbung aufgebaut?
Eine vollständige Bewerbungsmappe – auch virtuell – besteht aus folgenden Unterlagen:
- Anschreiben (1 bis 2 Seiten)
- Deckblatt (optional)
- Lebenslauf (2 bis 3 Seiten)
- Bewerbungsfoto
- Ausbildungszeugnisse
- Arbeitszeugnis(se)
- Nachweise über Fortbildungen (sofern für den Job relevant)
- Kopie des Führerscheins (falls verlangt)
- Kopie des Führungszeugnisses (falls verlangt)
Über Arbeitszeugnisse werden Berufsanfänger nach einer Ausbildung in der Regel nicht verfügen. Für die anderen Zeugnisse und Zertifikate gilt: Nie das Original, sondern lediglich eine Ausfertigung als Kopie. Anschreiben und Lebenslauf gelten als Dokumente, die Sie persönlich unterschreiben. Sie bestätigen damit die Richtigkeit Ihrer Angaben.
Diese Auflistung spiegelt zugleich die Reihenfolge wider, in der die Unterlagen (meist im PDF-Format) gespeichert beziehungsweise sortiert werden. Schreiben Sie eine Bewerbung auf Papier und werden die Unterlagen abgeheftet, wird das Anschreiben lose auf die Bewerbungsmappe gelegt und so gemeinsam in einen Briefumschlag gesteckt.
Was müssen Sie beim Anschreiben beachten?
Hier geht es darum, die eigene Persönlichkeit und Motivation herauszuarbeiten, die Sie dazu gebracht haben, sich auf diese Stelle zu bewerben. Wichtig dabei: Wiederholen Sie nicht einfach nur die Stationen Ihres Lebenslaufes, sondern beschreiben Sie, was Sie für die ausgeschriebene Tätigkeit qualifiziert.
Warum sollte das Unternehmen genau Sie einstellen? Welchen Mehrwert bieten Sie?
Vielleicht haben Sie bereits zu Schulzeiten gewusst, dass Sie genau das machen wollten und selbst durch die Wahl bestimmter Fächer darauf hingearbeitet – so etwas gehört ins Anschreiben. Das ist grob folgendermaßen aufgebaut:
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Persönliche Angaben
Sowohl Ihre Daten als auch die des Adressaten werden mit Vor- und Nachnamen, Adresse, Telefonnummer und E-Mail aufgeführt.
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Einleitung
Vermeiden Sie unbedingt Floskeln à la „Mit großem Interesse…“. Ein zündender Einleitungssatz, der Ihre Begeisterung für bestimmte Tätigkeiten zum Ausdruck bringt, zieht sogleich die Aufmerksamkeit des Personalers auf sich.
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Hauptteil
Hier stellen Sie einen Unternehmensbezug her zwischen den geforderten Fähigkeiten und dem, was Sie persönlich an Stärken und Kenntnissen mitbringen. Achten Sie besonders auf bestimmte Schlagworte und Fachbegriffe und greifen Sie diese aus der Stellenanzeige auf. Neben den Hard Skills werden immer auch Soft Skills wie Teamfähigkeit und Engagement gern gesehen. Wichtig: Behaupten Sie diese nicht nur, sondern belegen Sie sie mit Beispielen.
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Schluss
Zum Schluss stellen Sie in Aussicht, zu welchem Eintrittstermin Sie Ihre neue Stelle antreten können. Stellen Sie heraus, dass Sie für Rückfragen jederzeit offen sind und sich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen.
Welche Punkte sind beim Lebenslauf wichtig?
Vorweg zwei wichtige Dinge: Anschreiben und Lebenslauf sowie ein mögliches Deckblatt sollten aus einem Guss sein. Heißt: Arbeiten Sie mit denselben Schrifttypen und -größen, nutzen Sie dasselbe Design. Des Weiteren sollten Sie Ihre Unterlagen unbedingt von einer anderen Person gegenlesen und auf Fehler untersuchen lassen.
Als Standard hat sich der tabellarische Lebenslauf bewährt. Er besteht grob aus diesen fünf Blöcken:
- Persönliche Angaben (Vorname Nachname, Geburtstag und Geburtsort, vollständige Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, (Bewerbungsfoto))
- Beruflicher Werdegang (Beruf, Jobs, Erfahrungen, Positionen, Ausbildung, Praktika)
- Besondere Kenntnisse (Weiterbildungen, Zertifikate, Fremdsprachen, EDV, PC-Kenntnisse, Führerschein, Auszeichnungen, etc.)
- Interessen (Hobbys, Ehrenämter, Projekte)
- Datum, Unterschrift
Tipp: Da dies für viele Bewerber der erste Lebenslauf sein wird, in dem erste Berufserfahrungen durch die Ausbildung aufgeführt werden, sollten Sie diesen als Vorlage für einen sogenannten Master-Lebenslauf anlegen. Im Laufe Ihres Berufslebens werden Sie zahlreiche neue Erfahrungen machen, Jobs wechseln, Fortbildungen absolvieren.
Listen Sie dies alles darin auf – auch Hobbys und Ehrenämter. So können Sie bei jeder zukünftigen Bewerbung sich das aus Ihrem Master-Lebenslauf picken, was Sie benötigen. Denn wichtig ist bei der Gestaltung, dass der Lebenslauf zur anvisierten Stelle passt.
Wie könnte ein Muster für eine Bewerbung nach der Ausbildung aussehen?
Muster, wie Sie eine Bewerbung nach der Ausbildung verfassen können, finden Sie hier:
(Zum Herunterladen der Bewerbungsschreiben Muster einfach auf das Bild klicken)
Muster für Bewerbungsschreiben
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