Was ist ein Soziopath?
Ein Soziopath zeichnet sich durch ein gestörtes Sozialverhalten aus. Er verhält sich oft asozial, verstößt gegen Werte und Normen, nimmt keine Rücksicht auf andere und verspürt wenig oder gar keine Empathie oder Reue.
Was heißt Soziopath?
Das Wort Soziopath setzt sich aus dem lateinischen socius (Gefährte) und dem altgriechischen pathos (Leiden) zusammen. Damit wird eine psychische Störung des Sozialverhaltens einer Person beschrieben. Geprägt wurde der Begriff Anfang des 20. Jahrhunderts vom deutschen Psychiater Karl Birnbaum, populär gemacht später vom US-amerikanischen Psychologen George Partridge.
Wie verhält sich ein Soziopath?
Soziopathen reagieren leicht gereizt, unbeherrscht und aggressiv. Sie neigen zu Wutausbrüchen und Kurzschlusshandlungen. Ein Soziopath hat Mühe, Bindungen zu anderen Menschen einzugehen. Er geht bei vielem, was er tut, stark ins Risiko. Soziopathen zeichnet ein Mangel an Reue, Mitgefühl und Schuldbewusstsein aus. Sie handeln häufig gewissenlos und verantwortungslos. Auch übersteigertes Selbstmitleid kann ein Merkmal sein.
Wie kann ich einen Soziopathen erkennen?
Daran können Sie einen Soziopathen im Beruf erkennen:
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Hat sich nicht unter Kontrolle
Eine mangelhafte Impulskontrolle ist ein typisches Merkmal eines Soziopathen. Schamgefühl kennen Soziopathen nicht. Sie können nicht an sich halten, sondern lassen ihre Emotionen oft unkontrolliert heraus. Das kann sich in Wutausbrüchen äußern oder anderen aggressiven Verhaltensweisen – von bitterbösen Blicken über Beleidigungen bis hin zu Handgreiflichkeiten. Emotionale Reife geht Ihnen völlig ab.
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Ist schnell beleidigt
Soziopathen können nicht mit Kritik umgehen. Sie sind schnell beleidigt und erwidern die Kritik ihrerseits mit Aggressionen. Generell sind Soziopathen im Beruf dauernervös und leicht reizbar, reagieren auf die kleinste Spitze völlig überzogen. Wer sie provoziert, riskiert einen Vulkanausbruch.
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Ist sehr sprunghaft
Sich stundenlang in eine Aufgabe hineinbeißen und sie zum erfolgreichen Ende führen – das ist nichts für einen Soziopathen. Er neigt zu spontanen Ausfällen, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Damit einhergehen gehen eine schwach ausgeprägte Konzentrations- und Organisationsfähigkeit.
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Nimmt keine Rücksicht
Ein Soziopath hat im Berufsalltag keine Probleme damit, Sie vor versammelter Mannschaft auflaufen zu lassen. Oder Sie beim Chef für ein Missgeschick zu verpetzen. Soziopathen sind nicht in der Lage, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzudenken. Die Schuld suchen sie stets bei anderen, nie bei sich selbst.
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Interessiert sich nicht für Fakten
Soziopathen sind emotional. Und Sie argumentieren ausschließlich emotional. Mit harten Fakten lassen sie sich in einer Diskussion nicht bekehren. Sachliche Argumentationen können sie nicht führen, zu logischen Gedankengängen sind viele kaum in der Lage.
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Ist ein Außenseiter
Dass Soziopathen nicht die Lieblinge im Büro sind, ist einleuchtend. Mit Soziopathen will kaum jemand etwas zu tun haben, dafür ist ihre Gegenwart zu unangenehm. Sie gehen alleine in die Mittagspause, unternehmen nichts mit anderen Kollegen, tratschen nicht in der Kaffeeküche. Gewiss, das kann auch andere Gründe haben, zum Beispiel eine ausgeprägte Introversion.
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Ist erfolglos im Job
Soziopathen sind – im Gegensatz zu Psychopathen – beruflich oft erfolglos. Weil sie sich einerseits nicht im Griff, aber andererseits nicht die Begabung haben, ihre Kollegen zu manipulieren. So weist ein typischer Lebenslauf eines Soziopathen viele Arbeitsstellen und Lücken im Lebenslauf auf. Soziopathen sind oft Jobhopper.
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Neigt zu Kriminalität
Ein Soziopath hat sich nicht unter Kontrolle und ist ständig auf der Suche nach Erregung und Stimulation. Soziopathen und Psychopathen sind die prototypischen Straftäter. Am Arbeitsplatz kann sich dies in Beleidigung, Bedrohung, Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, sexueller Belästigung oder körperlicher Gewalt niederschlagen.
Wie schütze ich mich vor einem Soziopathen?
Hier sind 7 Tipps für den Umgang mit Soziopathen im Beruf:
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Gehen Sie auf Abstand
Versuchen Sie, wo und wann immer möglich, Distanz zu wahren und eine direkte Zusammenarbeit zu vermeiden. Die Gefühle Ihres soziopathisch veranlagten Kollegen werden Sie dadurch im Übrigen kaum verletzen.
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Spielen Sie sein Spiel nicht mit
Ein gegenseitiges Hochschaukeln, ein Wie du mir, so ich dir, führt nur zu einer gefährlichen Eskalation der Lage und macht es für Sie umso schwerer, aus dieser Spirale auszubrechen. Das heißt aber nicht, dass Sie stets nur höflich zu ihm oder ihr sein müssen. Und erst recht nicht, dass Sie ihn stets in Schutz nehmen oder sein Verhalten rechtfertigen. Bleiben Sie ihm oder ihr gegenüber stark und setzen Sie Grenzen.
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Bleiben Sie skeptisch gegenüber Autoritäten
Ein Vorgesetzter, der von Ihnen unmoralische oder gar ungesetzliche Handlungen verlangt – so etwas kommt vor, sollte Ihnen aber zu denken geben. Es könnte sich womöglich um einen Soziopathen (oder Psychopathen) handeln.
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Drängen Sie ihn nicht in die Opferrolle
Zu viel Mitleid sollten Sie für einen Soziopathen nicht aufbringen. Das macht es für Sie selbst psychisch noch schwieriger, mit der Situation umzugehen. Weniger Mitleid mit ihm bedeutet mehr Selbstschutz für Sie.
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Spielen Sie sich nicht als sein Mentor auf
Versuchen Sie gar nicht erst, ihn oder sie zu bekehren. Der Soziopath zieht Sie nur mit in den Abgrund. Sie können ihn nicht verändern, selbst wenn Sie wollten.
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Rücken Sie Ihre Perspektive gerade
Lassen Sie sich von einem Soziopathen nicht den gesamten Job und Arbeitsalltag kaputt machen – und alle positiven Aspekte überlagern. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Job viel Schönes und Angenehmes beinhaltet – von lieben Kollegen über spannende Aufgaben bis hin zu tollen Kunden.
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Melden Sie ihn, wenn er oder sie eine rote Linie überschritten hat
Sexuelle Anzüglichkeiten, wüste Beleidigungen oder gar körperliche Attacken muss sich niemand gefallen lassen – weder von einem Soziopathen noch von sonstwem. Eine fristlose Kündigung wäre in solch einem Fall denkbar.
Was ist der Unterschied zwischen Soziopath und Psychopath?
Soziopathen sind impulsiv, Psychopathen kontrolliert. Viele Psychopathen sind Meister der Täuschung, die andere geschickt manipulieren, dabei charmant und charismatisch auftreten. Soziopathen sind dagegen in der Regel (asoziale) Außenseiter – und weniger „erfolgreich“ im Umgang mit anderen Menschen.
Eine klare Abgrenzung zwischen Soziopath und Psychopath kann man nur schwer ziehen, zwischen beiden gibt es große Ähnlichkeiten. Sie können sich nicht in andere hineinversetzen, nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden, übernehmen keine Verantwortung, weder für ihr eigenes Leben noch für das anderer.
Schätzungen zufolge trägt einer von 25 Menschen soziopathische Züge. Inwiefern und zu welchen Teilen Soziopathie genetisch, biologisch oder gesellschaftlich bedingt ist, ist unklar.
Fazit
Wichtig: Es gibt nicht die „bösen“ Soziopathen auf der einen Seite und den „guten“ Rest der Menschheit auf der anderen. Erstens sind Soziopathen auch Menschen, die Gefühle haben (wenngleich diese anders ausgeprägt sind). Und zweitens trägt auch jeder Nicht-Soziopath schlechte Charakterzüge in sich, verhält sich manchmal respekt- und empathielos, nimmt nach dem Dafürhalten seiner Mitmenschen zu wenig Rücksicht auf sie.
Ihr Chef oder Kollege ist nicht gleich ein Soziopath, nur weil er Ihnen mal rüde über den Mund gefahren ist.
Auf der anderen Seite kann es aber genauso gut sein, dass jemand, der eine verantwortungsvolle Position bekleidet, in Wahrheit hochgradig soziopathische Züge trägt. Jemand etwa, dessen Aufgabe es ist, anderen Menschen zu helfen, sich um sie zu kümmern, sie zu unterstützen. Das können Polizisten oder Feuerwehrmänner sein, eine Erzieherin oder Krankenpfleger, eine Abteilungs- oder Teamleiter sein. Bitte vergessen Sie trotzdem nicht:
Die allermeisten Menschen sind keine Soziopathen.
Viele Zeitgenossen tragen einfach ähnliche und höchst unangenehme Züge an sich. Damit muss man umgehen. Nur wenn Sie absolut sicher sind, dass Sie es auf mit einem echten Soziopathen im Job zu haben, dann sollten Sie Vorsichts- und Gegenmaßnahmen ergreifen.
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