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Was ist skill-basiertes Lernen – und welche Vorteile hat es?

Was kann ich besonders gut? Welche Aufgaben übernehme ich gern? An welchen Projekten kann ich wachsen und meine Fähigkeiten weiterentwickeln? Fragen wie diese sind es, die sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Karriereentscheidungen immer wieder stellen. Und auch die Unternehmen stellen immer öfter Menschen auf Grundlage ihrer Skills, Fertigkeiten und (objektiven) Eignung ein oder befördern sie, anstatt an starren Jobtiteln und -beschreibungen festzuhalten. „Skill-basierte“ Strategien sind einer der Trends der modernen Arbeitswelt. Was heißt das genau und wie kann ich mich für den Trend zum „skill-basierten“ Einstellen und Befördern wappnen?


Was ist skill-basiertes Lernen – und welche Vorteile hat es?

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Was ist skill-basiertes Lernen?

Traditionelle Weiterbildungsangebote sind auf die Jobs der jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgerichtet. Es sollen Kompetenzen aufgebaut werden, die das Stellenprofil generell erfordert.

Das Problem bei diesem Ansatz: Er schafft keine Klarheit darüber, welche Skills die lernende Person bereits zu welchem Grad beherrscht und welche sie in Zukunft tatsächlich braucht. Ohne dieses Wissen jedoch können keine personalisierten, relevanten Schulungen angeboten, und die Leistung entsprechend nicht verbessert werden.

Außerdem behindert das job-basierte Modell die Entwicklung einer Lernkultur, die Organisationen befähigt, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und Angestellte schnell weiterzubilden.

Skill-basiertes Lernen hingegen stellt den realen Lernbedarf der jeweiligen Angestellten in den Mittelpunkt, basierend auf ihren tatsächlichen Aufgabengebieten, ihren individuellen Zielen und vor allem ihrem vorhandenen Skills-Set.

Was sind die Vorteile für Mitarbeitende?

Sie können Ihre Kompetenzen flexibler in Projekte und Aufgaben im ganzen Unternehmen einbringen, statt sich auf einen rigiden Jobrahmen zu beschränken. Sie gewinnen dank des skill-basierten Ansatzes einen klaren Überblick über ihre berufliche Entwicklung (Wo stehe ich? Wo will ich hin? Welche Skills muss ich dafür erwerben?).

Und sie machen die Erfahrung einer gleichberechtigten Arbeitsumfeldes, indem nicht mehr Titel, Diplome oder die Anzahl von Berufsjahren ausschlaggebend sind für Beförderungen, sondern ein objektiv ermitteltes Set an betriebsrelevanten Kompetenzen.

Damit entwickelt sich die Unternehmensstrategie weg von starren Jobbeschreibungen und festen Aufgaben- und Lernplänen, die die einzelnen Teams nicht optimal unterstützen oder sogar behindern. Stattdessen wird der Weg geebnet für flexiblere Lernstrategien, in denen sich die einzelnen Mitarbeiter anhand ihrer persönlichen Neigungen, Erfahrungen und Fähigkeiten entwickeln können und passend auf einzelne Projekte und Aufgaben vorbereitet werden.

Die Weiterbildungsangebote an sich können unterschiedlich ausgestaltet sein, etwa durch internes Upskilling oder auch durch externe, bezahlte Weiterbildungen abgedeckt werden. Im Bereich des skill-basierten Lernens ermöglichen digitale Lernplattformen direkte, individuell nachgefragte und angebotene Fortbildungen zwischen Teammitgliedern (kollaboratives Lernen).

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Was ist Skill-Mapping?

Skill-Mapping bietet die Grundlage für skill-basierte Lernstrategien. Beim Skill-Mapping geht es um die Erstellung eines internen Kompetenzkatalogs: Welche Skills, also Fähigkeiten, sind auf welchem Niveau vorhanden? Auch Lücken (Skill-Gaps) werden ermittelt – in Bezug auf die aktuelle und zukünftige Tätigkeit des Lernenden, auf Grundlage der von der Person selbst bereitgestellten Daten (Selbsteinschätzung und angegebene Karriereziele) sowie der Qualifikations- und Personalplanung des Unternehmens.

Skill-Maps werden in Unternehmen häufig von der Personalabteilung bzw. dem Learning and Development Team verwaltet, oft unterstützt von KI-getriebenen Lernplattformen. Darin behalten die Teams den Überblick, welches Wissen gerade wo im Unternehmen vorliegt und können anhand dessen passende Mitarbeitende für einzelne Projekte ermitteln bzw. einzelnen Teammitgliedern gezielt Projektaufgaben zuweisen. Unternehmen nutzen solche Maps außerdem, um Mitarbeitenden aufgrund ihrer Skill-Gaps individuelle (oft KI-gestützte) Kursempfehlungen zu unterbreiten und besser zu verstehen, welche Talente sie von extern ins Team holen müssen, sei es durch Neueinstellung oder als externer Dienstleister.

Welche Skills genau in einer solchen Map abgebildet sind, hängt vom jeweiligen Unternehmen, seinen Projekten und seiner Strategie ab. Denkbar ist vieles: Welches Teammitglied kann fließend Mandarin? Wer kann 3D-Modelle für Laserschnitte entwickeln? Wer hat einen Führerschein? Wer eignet sich am besten als Moderator oder Moderatorin?

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Welche Vorteile hat skill-basiertes Lernen?

In der Global Skills Studie vom Juli 2023 wurden 300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland gefragt, ob sie in den letzten 12 Monaten ihre Stelle gewechselt haben.

Von denjenigen, die tatsächlich gewechselt waren, gaben knapp 69 Prozent an, gegangen zu sein, weil ihnen berufliche Unterstützung und Aufstiegsmöglichkeiten gefehlt hätten. 55,4 Prozent gaben an, dass ihre Arbeit nicht ihren Interessen entsprochen hätte.

In puncto Einarbeitung sagten lediglich 37,1 Prozent der befragten Angestellten, dass ihnen alle internen Informationen und das Know-how vermittelt worden seien, um schnell mit ihrer Arbeit beginnen zu können.

Mit einer skill-basierten Lernstrategie im Unternehmen soll dieser Missstand vermieden werden. Hier werden Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende auf Basis ihrer Fähigkeiten und persönlichen Karriereziele maßgeschneidert. So können diese sicher sein, besser eingearbeitet zu werden und dass in ihrem Unternehmen ausreichend Skills vorhanden sind, um die anfallenden Aufgaben zu lösen.

Lernfortschritte stellen sich schneller ein und die eigene Zeit wird nur für Weiterbildungen aufgebracht, die auch wirklich benötigt werden. Engpässe, Überforderung, Verzögerungen oder gar Stillstände in den Projekten werden vermieden und Mitarbeiter erleben, wie sich ihr Unternehmen für ihre persönliche Weiterentwicklung einsetzt.

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Was braucht es für skill-basiertes Lernen?

Um “skill-basierte” Lernangebote für Sie maßschneidern zu können, wird Ihr Unternehmen eng mit ihnen zusammenarbeiten. Welche Schritte genau Sie miteinander gehen werden, hängt von Ihnen und Ihrer Unternehmensorganisation ab.

Typischerweise wird Ihr Unternehmen zunächst damit beginnen, gemeinsam mit Ihnen Ihre Fähigkeiten zu ermitteln, genau wie in jeder anderen Rolle im Unternehmen. So kann das Team bereits feststellen, wo Synergien vorliegen, wo Sie bereits Aufgaben selbst erledigen können und wo Sie Wissen an Kolleginnen und Kolleginnen weitergeben könnten. Dieser erste Schritt ist also die Grundlage, auf der Ihr Unternehmen den Überblick über die Kompetenzen seiner Mitarbeiter behält.

Damit Ihr Unternehmen Sie optimal auf Ihre Rolle vorbereiten kann und Sie in Ihrem Einarbeitungsprozess optimal abgeholt werden, ist es in einem weiteren Schritt notwendig, Ihre Wissenslücken oder auch „Skill-Gaps“ zu identifizieren.

Dieser Schritt kann an verschiedenen Stellen Ihrer beruflichen Laufbahn im Unternehmen stattfinden, ob Sie nun in das Unternehmen frisch einsteigen, sich in Ihrer aktuellen Rolle weiterentwickeln möchten oder aber sich intern nach oben entwickeln möchten. Mit dem sich immer mehr verstärkenden Fachkräftemangel gewinnt gerade die interne Mobilität immer weiter an Bedeutung und die Unternehmen sind besonders darauf bedacht, Talente zu fördern.

So gaben in der globalen Skills Studie von 360Learning insgesamt 33,3 Prozent der befragten Recruiterinnen und Recruiter an, nur oder überwiegend auf interne Einstellungen für neue Positionen zu setzen. 25,3 Prozent gaben immer noch eine ausgewogene 50/50 Verteilung zwischen internem und externem Recruiting an.

KI-gestützte Inhalte

Mit dem richtigen Lernsystem wird Ihr Unternehmen Ihnen helfen, zu verstehen, wie Sie sich auf Ihre zukünftige Rolle vorbereiten können und zwar bestenfalls bereits mit Lerninhalten, die Ihre Vorgängerinnen und Vorgänger bereits für Sie hinterlegt haben.

In einem nächsten Schritt wird Ihr Unternehmen passend auf Ihre Bedürfnisse und Ziele Weiterbildungen für Sie planen und dafür die passenden Expertinnen und Experten auswählen. Bestenfalls sind diese schon im Unternehmen fest angestellt und können Sie dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, um heute leistungsfähig und für morgen gerüstet zu sein. Sollte die Kurs-Bibliothek Ihres Unternehmens Lücken aufweisen, so hat Ihr Personalteam dank der gepflegten Kompetenzprofile die Möglichkeit, passende Expertinnen oder Experten zu suchen, mit denen Sie entsprechende Angebote für Sie maßschneidern kann. So könnte ein erfahrener Kollege aus dem technischen Bereich Sie z.B. dabei unterstützen, Ihre grundlegenden technischen Skills aufzubauen, um als Kundenberater oder Redakteur in Ihrem Team optimal arbeiten zu können.

Arbeitet Ihr Unternehmen mit Learning Experience Plattformen, die KI-gestützte Inhalte erlauben, so könnten auch KI-gestützte Empfehlungen für Ihre maßgeschneiderten Lerninhalte genutzt werden.

Zu guter Letzt wird Ihr Unternehmen gemeinsam mit Ihnen kontinuierlich die Ergebnisse Ihrer Lernstrategie messen. Schlüsselkennzahlen könnten Abschlussquoten sein oder aber Ihr Erreichen des erwarteten Kompetenzniveaus.

Kenne ich meine eigenen Skills und Potenziale?

Ihre eigenen Skills, aber auch Skill-Gaps zu kennen und benennen zu können, ist die erste Grundlage für erfolgreiches Skill-Mapping und maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote.

Auch unabhängig von den Lernangeboten Ihres Unternehmens und davon, ob es schon eine skill-basierte Lernstrategie gibt, empfiehlt es sich, sich einen ehrlichen Überblick über Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu verschaffen. Was erst einmal logisch klingt, ist laut der globalen Skills-Studie keine Selbstverständlichkeit. So geben 26,3 Prozent der Learning & Development-Beauftragten an, keine Einsicht zu haben, welche Fähigkeiten im Unternehmen gerade am dringendsten benötigt werden. 26,6 Prozent geben an, dass Ihre Organisation bei der Erfassung und Weitergabe von internem Wissen ineffektiv oder eher ineffektiv ist. 32,3 Prozent der Recruiterinnen und Recruiter geben an, keinen Einblick in die Qualifikationsniveaus der Mitarbeiter zu haben.

Dabei ist es für die Arbeit im Team und wenn Sie beabsichtigen, sich intern weiterzuentwickeln, wichtig, dass sie die Skills ihrer Teammitglieder und ihre eigenen genau kennen. So können Aufgaben sinnvoller aufgeteilt und gemeinsam bearbeitet werden, Sie können sich gezielt auf Ihre Stärken oder aber Lernziele konzentrieren und mit Ihrem Team besser (zusammen-) wachsen.

Es lohnt sich für Sie also, über den Titel und die Beschreibung Ihrer Position hinauszudenken und Ihre Fähigkeiten im Blick zu haben.

Skill-basiertes Lernen: Ein Zukunftstrend?

Dass sich Unternehmen zunehmend vom Konzept fester Jobs verabschieden und der Trend hin zur Arbeit auf einzelne Projekte geht, hat mehrere Gründe, die sich in Zukunft weiter verstärken werden.

Sobald die Generation der Babyboomer in Rente geht, werden unschätzbare Wissensquellen für die Unternehmen und Teams verloren gehen und zu Skill-Gaps in den Unternehmen führen. Gerade mit kollaborativen Lernstrategien ließe sich der Trend schon jetzt abschwächen, hierfür ist aber ein guter Überblick über die eigenen Skills und die Skills entsprechender Teammitglieder immens wichtig.

Die jüngeren Generationen hingegen sind dafür bekannt, schneller nach neuen beruflichen Möglichkeiten zu suchen und nicht lange in einzelnen Unternehmen zu verbleiben. Gerade ihre Wünsche zu konkreten Karrierezielen und klaren Pläne zur Weiterentwicklung werden in Zukunft von den Unternehmen gehört werden müssen, wenn es darum geht, sie langfristig zu binden.

Ein weiterer Grund, weshalb skill-basiertes Lernen immer mehr im Kommen sein dürfte, liegt darin, dass Qualifikationen in der modernen Arbeitswelt immer schneller veralten. Gezielte Weiterbildungen und Spezialisierungen auf Themengebiete werden schon allein deshalb in Zukunft Trendthema bleiben.

Mit dem rasanten technologischen Fortschritt werden Unternehmen immer mehr nach Expertinnen und Experten mit modernsten Fähigkeiten Ausschau halten und die Nachfrage nach ihren Fähigkeiten wird wohl auch in Zukunft das Angebot übersteigen.

Für Sie und Ihre berufliche Zukunft ist es daher besonders wichtig, die eigenen Fähigkeiten und auch die eigenen Wissenslücken im Blick zu haben und sich für die Arbeitswelt der Zukunft stark zu machen.


Über die Autorin
Friederike Haerter ist als Content-Veranwortliche bei 360Learning Deutschland spezialisiert auf die Entwicklung von praxisorientierten Fachinhalten aus der Welt der Personalentwicklung.

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