Was ist die dritte Seite?
Die dritte Seite hat viele Namen und ist tatsächlich nicht unumstritten. Manche nennen Sie auch Kurzprofil, Qualifikationsprofil oder Motivationsschreiben. Dahinter verbirgt sich aber immer EINE frei gestaltete Seite in den Bewerbungsunterlagen, die dazu dienen soll, Personalern mit wenig Zeit noch einmal knapp, pointiert und übersichtlich darzustellen, welche…
- Motivation,
- Qualifikation,
- Kompetenzen oder
- Erfahrungen
der Bewerber mit in die neue Stelle bringen würde. Theoretisch ließen sich diese Informationen auch dem Anschreiben und dem Lebenslauf entnehmen. Das führen zumindest Kritiker der dritten Seite an.
Häufig ist der Platz allerdings knapp bemessen: Das Anschreiben soll nur eine Seite umfassen und der Lebenslauf ist ebenfalls auf maximal zwei Seiten begrenzt. Was, wenn es noch so viel mehr zu erzählen gäbe? Dazu kommt, dass Personaler einer Bewerbung oft nur wenig Zeit widmen können. Die dritte Seite bietet in komprimierter Fassung das Wesentliche für eine Entscheidungsfindung.
Es handelt sich um einen symbolischen Namen, denn die dritte Seite rutscht automatisch in der Bewerbungsmappe weiter nach hinten, wenn die Bewerbung nicht nur ein Anschreiben und einen Lebenslauf, sondern noch ein Deckblatt enthält oder aber der Lebenslauf länger als eine Seite ist.
Entscheiden Sie sich für eine dritte Seite, sollten Sie darauf allerdings in den Anlagen im Anschreiben hinweisen, beispielsweise so: Dritte Seite: [Überschrift]
Wie wird die dritte Seite aufgebaut?
Im Gegensatz zum Anschreiben oder Lebenslauf ist sie weitaus weniger formal aufgebaut. Der Bewerber darf sich dabei durchaus kreativ austoben, gleichzeitig sollte er oder sie aber so kompakt und lesefreundlich wie möglich bleiben.
Das bedeutet also, keine Romane zu schreiben, sondern nur wenige, kurze Sätze zu formulieren. Ideal ist eine Länge von 10 bis 15 Zeilen. Am wichtigsten ist, nichts zu wiederholen, was schon in Anschreiben und Lebenslauf steht.
Die Bestandteile der dritten Seite:
- Persönliche Daten
- Überschrift
- Anrede
- Einleitung
- Motivation/Kompetenz/Qualifikation/Soft Skills in Bulletpoints
- Schluss
- Ort, Datum, Unterschrift
Die persönlichen Daten sollten Sie schon allein deshalb aufführen, um eine Zuordnung der Unterlagen zu gewährleisten und dieselbe Form zu wahren wie bei Anschreiben und Lebenslauf. Betitelt wird die dritte Seite mit einer prägnanten Überschrift, die sogleich signalisiert, was der Leser als nächstes über den Bewerber erfährt:
- Was Sie über mich wissen sollten
- Was ich zu bieten habe
- Das spricht für mich
- Was mir wichtig ist
- Meine Motivation für die Stelle
- Warum ich mich bewerbe
- Warum Sie mich einstellen sollten
- Besondere Erfahrungen und Qualifikationen
- Meine bisherigen Erfolge
Diese Überschriften eignen sich je nach inhaltlicher Ausrichtung. Wer sich beispielsweise für eine Stelle bei einer NGO bewirbt, will möglicherweise stärker die eigene Motivation, die sich zum Beispiel aus Erlebnissen speist, auf einer dritten Seite formulieren – im Anschreiben ist möglicherweise nicht genügend Platz dafür.
In drei bis vier Sätzen formulieren Sie eine kurze Einleitung, die den Personaler über die Beweggründe für die dritte Seite informieren. Das könnte beispielsweise so aussehen:
Sehr geehrte Personalerin,
mit viel Spaß und großem Engagement werde ich in naher Zukunft die Ausbildung zum XY beenden. Nachdem ich zweieinhalb Jahre lang alle Abteilungen durchlaufen habe, will ich mein mit Bravour erworbenes Wissen Ihrem Unternehmen zur Verfügung stellen. Diese Fähigkeiten zeichnen mich aus…
Sehr geehrter Personaler,
schon während meines vorherigen Jobs habe ich mich nebenher immer weiter zum Bereich XY gebildet und mein Wissen kontinuierlich ausgebaut. Die berufliche Neuorientierung war dann die logische Konsequenz dieser Interessensverschiebung. Was ich mir in den vergangenen anderthalb Jahren angeeignet habe:…
Sehr geehrte Personalerin,
ich liebe meinen Beruf nicht nur, ich lebe ihn – und das bereits seit mehr als sechs Jahren. In dieser Zeit habe ich stetig neues Wissen erworben. Mit dieser dritten Seite möchte ich Ihnen einen Überblick über die vielfältigen Kenntnisse bieten, die ich mit in Ihr Unternehmen einbringe:…
Für wen ist sie geeignet?
Sowohl die dritte Seite als auch das Deckblatt stammen aus den neunziger Jahren, als es zur Zeit der Massenarbeitslosigkeit darauf ankam, aus der Masse der Bewerber herauszustechen. Bewerbungen wurden damals meist noch in Papierform versandt und die Extra-Seiten waren eine willkommene Möglichkeit, die Mappe aufzuwerten.
Allerdings ergibt die dritte Seite nur dann Sinn, wenn Sie dem Leser einen echten Mehrwert bietet. Das kann etwa das erwähnte Profil sein, das Erfahrungen aus mehreren Stationen zusammenfasst. So könnte etwa ein Vertriebler erwähnen, wie viele Jahre Erfahrung er in welchen Branchen beziehungsweise mit welchen Produkt- oder Kundentypen hat, um einen ausführlichen Lebenslauf auf den Punkt zu bringen.
Gelingt das nicht und werden letztlich nur Aspekte wiederholt, die aus dem Anschreiben oder Lebenslauf übernommen wurden, blasen diese Extra-Seiten die Bewerbung nur unnötig auf und werden überscrollt. Schon deshalb sollte jeder Bewerber zuvor überlegen, ob sich für ihn so ein Qualifikationsprofil überhaupt lohnt.
Aber auch die angestrebte Position spielt eine Rolle. Die dritte Seite eignet sich weder für Hilfsarbeitertätigkeiten, noch für Topmanager. Nützlich ist sie typischerweise für Arbeitnehmer mit mittlerem Jahreseinkommen, also zwischen 33.000 und 60.000 Euro. Denn das betrifft nach wie vor die meisten Arbeitnehmer, heißt: Hier kommt es darauf an, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Geeignet ist Sie somit für Uniabsolventen, die ihre erste Stelle nach dem Studium antreten und beispielsweise Näheres zu möglichen Praktika ausführen, um so mangelnde Berufserfahrung auszugleichen. Ideal könnte die dritte Seite auch für Arbeitnehmer sein, die eine berufliche Neuorientierung planen und hier ihre Beweggründe darlegen.