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Soll ich Unternehmen auf schlechte Bewertungen ansprechen?

Über manche Arbeitgeber finden sich im Internet richtig schlechte Bewertungen: Arbeiten Sie hier bloß nicht! Mieses Klima, untragbare Zustände, reine Ausbeutung… Solch desaströses Feedback macht so manchen Bewerber stutzig. Nicht ganz zu unrecht. Schließlich nutzen nicht wenige Kandidaten die zahlreichen Bewertungsportale im Netz, um sich vorab einen Eindruck von einem Arbeitgeber zu verschaffen. Aber sollte man die Unternehmensvertreter im Vorstellungsgespräch auf die Bewertungen ansprechen?


Soll ich Unternehmen auf schlechte Bewertungen ansprechen?

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Die häufigsten Fragen zu Arbeitgeberbewertungen?

Welche Arbeitgeberbewertungsportale gibt es?

Die wohl bekanntesten Portale im Internet, auf denen Mitarbeiter ihre (Ex-)Arbeitgeber anonym bewerten können, sind Kununu, Glassdoor und Indeed.

Wie glaubwürdig sind die Bewertungen für Arbeitgeber?

Arbeitgeberbewertungen sind nur bedingt glaubwürdig. Viele User verfolgen eine Agenda – entweder die des Arbeitgebers oder die des frustrierten (Ex-)Mitarbeiters.

Warum sollte ich ein Unternehmen auf schlechte Bewertungen ansprechen?

Sie können ein Unternehmen im Vorstellungsgespräch insbesondere auf durchgängig schlechte Bewertungen oder auf sehr negativ bewertete Einzelaspekte ansprechen, um eine Entscheidungshilfe zu erhalten und böse Überraschungen von vornherein zu vermeiden.

Wie spreche ich ein Unternehmen auf schlechte Bewertungen an?

Bleiben Sie stets sachlich, frei von Polemik und einem anklagenden Tonfall — und geben Sie Ihrem Gesprächspartner die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzulegen.

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Soll ich das Unternehmen auf schlechte Kununu Bewertung ansprechen?

Sie können ein Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, guten Gewissens auf negative Kommentare bei Kununu und anderen Arbeitgeberbewertungsportalen ansprechen. Sie müssen negative Bewertungen aber selbstverständlich nicht thematisieren, falls Ihnen dies unangenehm ist oder unangebracht erscheint. Insbesondere wenn Sie bei Ihrer Recherche auf eine Vielzahl schlechter Bewertungen stoßen oder auf immer die gleichen Kritikpunkte, dann sprechen Sie das Unternehmen gezielt darauf an. Schließlich geht es hier auch um Ihre berufliche Zukunft. Sie wollen für ein seriöses Unternehmen mit vernünftigen Rahmenbedingungen arbeiten, sich konstruktiv einbringen und weiterentwickeln. Also gehört es fast schon zu Ihrer Sorgfaltspflicht, hier nachzufragen. Das ist nicht nur legitim, sondern auch professionell.

Lesetipp: Wie finde ich heraus, ob ein Arbeitgeber seriös ist?

Was ist eine Arbeitgeberbewertung?

Arbeitgeberbewertungen geben Bewerbern Orientierung und eine Entscheidungshilfe. Mitarbeiter können ihren Arbeitgeber über entsprechende Bewertungsportale in Gänze sowie in verschiedenen Teilbereichen bewerten. Zu Letzteren zählen zum Beispiel die Work-Life-Balance, Benefits, Gehalt, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten und das Arbeitsklima. Die Bewertungen erfolgen in der Regel anonym. Außerdem haben speziell Bewerber oft die Möglichkeit, den Bewerbungsprozess zu beurteilen. Bei einer Bewertung können User meist Punkte vergeben und zusätzlich ein Freifeld mit Kommentaren füllen. Zu den bekanntesten Portalen zählen Kununu, Glassdoor, Indeed, Jobvoting, Meinchef und Companize.

Wie glaubwürdig sind schlechte Bewertungen?

Die Angaben und Kommentare auf Plattformen wie Kununu, Glassdoor und Co. sollten Sie stets kritisch betrachten — egal, ob sie positiv oder negativ ausfallen. Viele Teilnehmer agieren auf diesen Plattformen mit Hintergedanken. Arbeitgeber wollen sich möglichst positiv darstellen und animieren ihre Mitarbeiter schon mal dazu, eine positive Bewertung zu schreiben. Ex-Mitarbeiter, die vielleicht in Wahrheit selbstverschuldet rausgeflogen sind, versuchen sich mit einer besonders negativen Bewertung zu rächen. Auch sind die Portale teils leicht manipulierbar, durch Arbeitgeber, Mitarbeiter, Kunden, PR-Agenturen oder die Konkurrenz.

Bewertungen bei Kununu und anderen Bewertungsportalen sind anonym.

Der Verfasser muss also keine Konsequenzen befürchten – es sei denn, er gibt Strafbares von sich. Dies kann durchaus die Wahrheit zu Tage fördern, anderseits aber auch die Motivation erhöhen, einfach mal Dampf abzulassen. Die Intention hinter den Kommentaren und Bewertungen ist nicht immer ganz eindeutig auszumachen. Entsprechend sollten Sie diese eher als Mosaiksteine betrachten. Erst alle Informationen zusammen, die Sie recherchieren können, ergeben ein einigermaßen aufschlussreiches Gesamtbild.
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Wie kann ich ein Unternehmen auf schlechte Kununu Bewertung ansprechen?

So können Sie ein Unternehmen auf schlechte Kununu Bewertungen ansprechen:

  1. Tonfall

    Ein Bewerbungsgespräch ist kein Verhör. Bleiben Sie bei Ihrer Rückfrage stets sachlich. Ihre Haltung muss sein: Sie sind nicht Ankläger, sondern verunsichert und möchten Ihre Zweifel zerstreuen. Sagen Sie also zum Beispiel: „Ich bin bei meinen Recherchen im Internet auf einige schlechte Bewertungen gestoßen. Wie lassen sich diese erklären?“ Klar ist, dass Sie eine schlechte Bewertung nicht einfach für wahr halten sollten, ohne auch die Version des Unternehmens gehört zu haben.

  2. Werte

    Dass Sie die schlechten Bewertungen stören, hat etwas mit Ihren Werten zu tun. Sie können im Gespräch also auch sagen, was Ihnen wichtig ist (zum Beispiel Fairness, Kollegialität, Anerkennung, etc.) und zugleich Ihre Bedenken aufgrund der schlechten Bewertungen äußern. Falls sich die Personaler nun in Rechtfertigungen flüchten, haken Sie ruhig nochmal nach: „Angenommen, ich fange bei Ihnen an, woran würde ich dann merken, dass ____________ im Unternehmen gelebt wird?“

  3. Auffälligkeiten

    Spezielle wiederkehrende Punkte haben Aufmerksamkeit verdient. Auf einem einzelnen negativen Kommentar auf Kununu sollten Sie nicht herumreiten. Wenn aber ein Kritikpunkt immer wieder auftaucht, ist das ein Punkt, an dem Sie anknüpfen können. Sollten sich zum Beispiel mehrere Mitarbeiter in kurzer Zeit über eine schlechte Führung oder eine miese Arbeitsatmosphäre im Unternehmen beschweren, dann sprechen Sie diesen speziellen Punkt an. „Ich habe gesehen, dass sich mehrere Mitarbeiter mehr ____ wünschen. Was ist da aus Ihrer Sicht dran?“

Schlechte Bewertungen ansprechen – was spricht dafür?

Diese Punkte sprechen dafür, ein Unternehmen im Vorstellungsgespräch auf schlechte Bewertungen anzusprechen:

  • Sie stellen die Weichen für Ihre weitere Karriere. Dazu gehört es, Arbeitgeber umfassend zu prüfen und unseriöse oder niveaulose Firmen auszusortieren. Eine gute Arbeitgeberwahl ist zu Ihrem Vorteil.
  • Sie merken durch kritisches Nachfragen, ob auch der Arbeitgeber kritikfähig ist – oder ob diese Eigenschaft ausschließlich von Ihnen erwartet wird.
  • Sie haben eine oder mehrere Rückfragen für das Vorstellungsgespräch in der Hinterhand, mit denen Sie das Gespräch in eine ganz neue Richtung drehen, ihm Schwung verleihen oder Ihrem Gesprächspartner vielleicht sogar imponieren können.
  • Sie zeigen Neugier und Interesse. Wer nach Bewertungen fragt, signalisiert gleichzeitig, dass er sich zuvor ausgiebig über das Unternehmen informiert hat – und zu diesem Zweck nicht nur auf der Homepage war.

Schlechte Bewertungen ansprechen – was spricht dagegen?

Diese Punkte sprechen dagegen, ein Unternehmen im Vorstellungsgespräch auf schlechte Bewertungen anzusprechen:

  • Sie riskieren zweifelsfrei Verärgerung bei Ihrem Gesprächspartner. Ehrlicherweise hört niemand Kritik gerne. Durchaus denkbar, dass Sie massiv Minuspunkte sammeln – erst recht, wenn Sie Ihre Frage wie ein Kriminalhauptkommissar stellen.
  • Bewertungen geben häufig Mitarbeiter ab, die unzufrieden, verärgert oder frustriert sind. Bewertungsportale sind ein Vehikel, um Dampf abzulassen – ähnlich wie Hasskommentare in den sozialen Medien. Nicht alle Bewertungen sind fundiert und es wert, sich darüber zu unterhalten. Andernfalls zweifelt der Arbeitgeber noch an Ihrem gesunden Urteilsvermögen.
  • Viele Bewertungen haben nur eine kurze Halbwertzeit und sind nicht mehr aktuell. Was vor sechs Monaten oder zwei Jahren ins Netz geschrieben wurde, kann schon wieder hinfällig und Mitarbeiter, die für frühere Missstände verantwortlich waren, schon längst woanders sein.

Wie gehe ich mit der Antwort um?

Falls die Vorwürfe und schlechten Bewertungen im Internet stimmen, wird kaum ein Personalmanager ehrlich auf Ihre Fragen antworten, sondern alles abwiegeln und Sie beschwichtigen. Das ist aber auch eine aufschlussreiche Antwort. An der Art, wie man auf Ihre – berechtigte (!) – Nachfrage reagiert, können Sie viel im Subtext herauslesen. Letztlich muss dann Ihr Bauchgefühl entscheiden, ob Sie wider Ihre Zweifel handeln und für den Arbeitgeber arbeiten wollen. Oder ob Sie dann im Vorstellungsgespräch die Reißleine ziehen und danach Ihrerseits absagen.

[Bildnachweis: baranq by Shutterstock.com]

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