Was ist Selbstvertrauen?
Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Wahrnehmungen, Kompetenzen und Entscheidungen. Es ist die Überzeugung, dass Sie in der Lage sind, Herausforderungen und Probleme zu meistern.
Gleichzeitig wird einem der Begriff regelmäßig um die Ohren gehauen:
„Du musst an Dich glauben!“
„Selbstvertrauen ist die Lösung. Arbeite daran.“
„Kein Wunder! Du bist zu schüchtern, zu unsicher. Vertrau Dir doch!“
Wenn es so einfach wäre, würden nicht so viele Menschen damit hadern. Oder?
Der US-amerikanische Psychologe und Philosoph William James, der an der Harvard-Universität lehrte, befasste sich in seinem populären Werk „The Principles of Psychology“ (1890) intensiv mit der Erfahrung des Selbst. James behandelte auch das Thema Selbstwert („Self Esteem“). Seiner Definition nach ist dies von zwei Faktoren abhängig: Erfolg und Ansprüche.
Je mehr Ziele erreicht und Erfolge gefeiert werden, desto mehr Selbstvertrauen hat man. Das bedeutet zugleich, dass man an seinen eigenen Erwartungen und Ansprüchen schrauben kann: Wenn unsere Erwartungen, Ziele und unser Potenzial riesig sind, unsere erreichten Ergebnisse aber darunter liegen, nehmen wir uns als Versager wahr.
Selbstvertrauen nur über Erfolge zu erlangen, wäre auch zu kurz gedacht. Unser Elternhaus, unsere Erziehung, die Erfahrungen in unseren jungen Jahren, das Umfeld in der Schule, die Reaktionen anderer Menschen auf unsere Präsenz – ja sogar unsere Erbanlagen beeinflussen, wie wir uns selbst empfinden und wie wir uns vertrauen.
Jemand, der wahnsinnig große Erfolge im Job feiert, in der Kindheit allerdings viel kritisiert worden ist oder für gute Noten den Spruch „Wieso nicht eine 1, sondern eine 2?“ kassierte, wird seine Erfolge eher kleinreden und geringschätzen.
Warum ist Selbstvertrauen im Beruf so wichtig?
Ganz einfach, weil es sich auf fast alle Aspekte im Beruf auswirkt!
Selbstvertrauen hilft dabei, schwierige Aufgaben anzugehen, Entscheidungen zu treffen, sich in Teamprojekten authentisch engagieren zu können und wenn nötig, Risiken einzugehen. Ebenso mit Rückschlägen umgehen zu können.
Es hilft dabei, gelassen durch den beruflichen Alltag zu gehen und sich nicht zu ducken, wenn eine neue Aufgabe ansteht. Es hilft dabei, mit dem Chef über Missstände oder über eine Gehaltsverhandlung zu sprechen.
Kurz: Selbstvertrauen hilft und macht das Leben leichter.
Wieso erfordert ein neuer Job viel Selbstvertrauen?
Schon den Schritt zu gehen, den alten Job zu kündigen und neu zu starten, erfordert viel Mut. Aber auch Selbstvertrauen.
Ob man schon einen neuen Job hat oder ohne Absicherung kündigt: Man springt in das Unbekannte und dehnt sich über das Altbekannte hinaus: Die Routine, gemeisterten Tätigkeiten, mit denen man gut vertraut ist, das Team, dessen fester Bestandteil man ist – all das wird aufgegeben.
Bekanntes bietet Sicherheit.
Unbekanntes Risiken und mögliche Fallstricke.
Manchmal muss man den Job aus einer Notwendigkeit heraus kündigen oder wird gar entlassen.
Mit einer neuen Stelle gibt es das Rundum-Paket für etwaige Unsicherheiten und Ängste:
- neue(r) Vorgesetzte(r)
- neue Kollegen und Kolleginnen
- neue Aufgaben
- neue Techniken und Tools
- neue Software
- neuer Chef
Wenn Sie in einen neuen Job starten, kann es sein, dass Ihr Selbstvertrauen auf die Probe gestellt wird. Die Unsicherheit in einer neuen Umgebung kann dazu führen, dass Sie an sich selbst zweifeln.
Wie kann ich mein Selbstvertrauen stärken?
Einer der ersten Schritte ist, sich bewusst zu machen, dass es normal ist, in einer neuen Umgebung unsicher zu sein. Achten Sie darauf, sich Zeit zu nehmen, um die Abläufe und die Kultur Ihres neuen Arbeitsplatzes kennenzulernen. Stellen Sie Fragen und seien Sie offen für neue Erfahrungen.
Sich in der neuen Arbeitsstelle wohlzufühlen, Neues zu meistern und sich selbst zu vertrauen, obliegt nicht nur Ihrer Verantwortung: Wichtig ist ein professionelles und angemessenes Onboarding von der Arbeitgeberseite aus. Ansprechpartner, die auch wissen, dass sie Ansprechpartner sind und sich wirklich kümmern.
Wieso ist Mitgefühl mit sich selbst so wichtig?
Selbstvertrauen bedeutet nicht, perfekt zu sein. Seien Sie gnädig mit sich selbst und akzeptieren Sie, dass noch kein perfekter neuer Arbeitnehmer vom Himmel in den Schoß des Arbeitgebers gefallen ist. Auch ihre Kollegen sind nicht perfekt – auch wenn manche von ihnen so tun. Indem Sie sich selbst Liebe und Mitgefühl entgegenbringen, können Sie Ihr Selbstvertrauen aufrechterhalten, auch wenn es einmal schwierig wird.
Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
Ein wichtiger Schritt, um Selbstvertrauen aufzubauen, ist die Selbstreflexion. Wenn Sie als schüchterner Mensch, der sehr ungern vor anderen spricht, einen Job annehmen, in dem Sie fortlaufend Präsentationen erstellen und vortragen müssen, sind baldige negative Erfahrungen sehr wahrscheinlich.
Oder Sie nehmen eine Stelle an, bei der Sie auf Knopfdruck und unter Zeitdruck kreativ sein müssen, von ihrem Typus her aber Zeit, Muße und Raum brauchen. Sie müssen nicht in allem gut sein. Niemand ist das.
Bevor Sie sich beruflich neu orientieren, schaffen Sie sich Klarheit. Schreiben Sie sich in Ruhe auf, welche Stärken Sie mitbringen. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie Ihren Partner, Ihre Freunde und Familie. Gehen Sie ihre ehemaligen Jobs durch und analysieren, was Ihnen leicht gefallen ist. Was Sie gerne gemacht haben. Und seien Sie ehrlich zu sich selbst. Manchmal wollen wir bestimmte Dinge gut können, tun es aber nicht.
Dieser Prozess der Selbstkenntnis kann Ihr Selbstvertrauen stärken, da Sie sich Ihrer Fähigkeiten bewusst werden, sich besser einschätzen können und somit nach adäquaten Stellen Ausschau halten.
Was ist der Unterschied zwischen Arroganz und Selbstvertrauen?
Was viele offensichtlich vergessen oder verwechseln: Selbstvertrauen ist NICHT Überheblichkeit. Selbstvertrauen ist nicht, mit eitler Brust durch die Gegend zu stolzieren und anderen auf die Nase zu binden, wie unfassbar großartig man ist. Selbstvertrauen ist nicht, von oben auf andere hinabzublicken.
Es geht darum, authentisch und professionell zu sein. Selbstsicherheit sollte auf einem soliden Fundament aus Wissen, Erfahrung und Charakter beruhen.
Wieso fühle ich mich im Büro wie ein Hochstapler?
Es ist nicht lange her, da machte der Begriff „Imposter-Syndrom“ die virale Runde. Auf Instagram, LinkedIn und in den Weiten von Facebook flüsterte man sich zu: „Vielleicht leidest Du unter dem Imposter-Syndrom?“
Imposter bedeutet Hochstapler: Es geht um massive Selbstzweifel, das Gefühl, den beruflichen Erfolg nicht zu verdienen, nicht gut genug, nicht kompetent genug, nicht erfahren genug zu sein. Ganz insgeheim warten Sie darauf, dass bald jemand kommt und Sie als den Betrüger entlarvt, der sie sind.
Neu ist das Phänomen des Imposter-Syndroms nicht: Bereits in den 70er Jahren gab es Studien zu diesem Thema. Die Zahlen zeigen, dass es sich dabei wohl nicht um eine Seltenheit handelt: Bis zu 70 Prozent der Berufstätigen (oft erfolgreichen und sehr gut ausgebildeten Menschen) fühlen sich wie Hochstapler.
Wie damit umgehen? Zum einen sollte man sich dessen bewusst sein, dass offensichtlich ein Wahrnehmungsproblem besteht. Ein echter Hochstapler ist jemand, der sich z.B. mit gefälschten Urkunden und Zeugnissen eine Stelle holt. Zum anderen heißt es auch hier: Am Selbstwert und Selbstvertrauen arbeiten. Realistisch sein. Sich seine Kompetenzen immer und immer wieder vor Augen führen. Im Zweifel: Therapeutische Hilfe holen.
Wie kann ich mit Setbacks richtig umgehen?
Rückschläge gehören zum Berufsleben dazu. Doch wie Sie mit ihnen umgehen, kann einen großen Unterschied machen. Anstatt sich von Misserfolgen entmutigen zu lassen, betrachten Sie sie als Gelegenheit zur Weiterentwicklung. Analysieren Sie, was schiefgelaufen ist, lernen Sie daraus und machen Sie es beim nächsten Mal besser. Diese positive Einstellung kann Ihr Selbstvertrauen bewahren und stärken.
Wie kann Self-Leadership helfen?
Zeitmanagement, Deadlines, Milestones, unbearbeitete Mails, Mitarbeiterführung – all das will von Ihnen gemanaged werden. Hier helfen optimiertes Zeitmanagement, die richtigen Tools und menschliche Unterstützung.
Welche Tools gibt es für eine gute Planung?
Heute gibt es eine Vielzahl von Projektmanagement- oder Planungstools, die helfen, den Überblick zu wahren und einzelne Arbeitsschritte zu dokumentieren und zu verfolgen. Zu den gängigen Tools zählen Monday, Trello, Asana und Notion.
Wobei können Mentoren helfen?
Mentoren können Ihnen wertvolle Unterstützung bieten. Ein Mentor kann Ihnen Rückhalt bei beruflichen Herausforderungen bieten und Ihnen qualifiziertes Feedback geben. Sie können von seiner Erfahrung und Weisheit profitieren und Ratschläge erhalten, wie Sie sich in Ihrer Karriere weiterentwickeln können. Bestenfalls stammt dieser aus dem Unternehmen, für das Sie arbeiten. Wenn das nicht möglich ist, suchen Sie sich externe Unterstützung.
Wie kann ich effizienter arbeiten?
Finden Sie für sich die richtige Mischung aus Arbeitstechniken für mehr Produktivität und Effizienz. Wenn jemand mit der Pomodoro-Technik arbeitet, muss diese nicht zwingend auch geeignet für Sie sein. Manche Menschen können 90 Minuten durchpowern, bevor sie eine Pause einlegen müssen. Andere rennen an einem Tag von Meeting zu Meeting und erledigen anstehenden Deep Work am nächsten Tag. Aber der richtige Rhythmus fällt nicht vom Himmel – das muss ausprobiert, angepasst und gelebt werden.
Indem Sie die richtigen Arbeitstechniken anwenden, können Sie nicht nur Ihre Leistung steigern, sondern auch Ihr Selbstvertrauen stärken. Setzen Sie klare Ziele, planen Sie Ihre Aufgaben sorgfältig und arbeiten Sie in sinnvollen Zeitintervallen. So sehen Sie Fortschritte und stärken Ihr Vertrauen in Ihre Fähigkeiten.
Was kann ich für meine berufliche Laufbahn mitnehmen?
Seien Sie gnädig mit sich selbst. Auch wenn der Kelch mit einem gesunden Selbstvertrauen an Ihnen vorbeigegangen sein möge: Sie haben es in der Hand. Gutes, gesundes, stabiles Selbstvertrauen möchte trainiert werden. Investieren Sie die Zeit und Energie, um sich selbst wirklich kennenzulernen. Dazu gehört auch Ehrlichkeit. Vielleicht wird es Sie erstmal enttäuschen, was Sie vorfinden – weil es so ganz anders ist, als das, was Ihr Vater, Ihr Elternhaus oder auch Sie selbst von sich erwarteten. An erster Stelle steht psychisches und physisches Wohlbefinden in ihrer Arbeit. Das ist das Allerwichtigste. Alles andere kommt danach.
Über die Autorin:
Gülsah Tüfekci arbeitet als holistische Karriere- und Purposecoachin in München. Sie bietet individuelle Einzelcoachings, erstellt und überarbeitet CVs und Anschreiben und unterstützt bei der Erstellung professioneller Bewerbungsunterlagen. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die berufliche Beratung von Hochsensiblen Menschen und Scanner-Persönlichkeiten.