Mein Chef ist ein Fiesling: Wie gehe ich mit ihm um?
Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die belegen: Die Menschen kommen wegen des Jobs – und gehen wegen des Chefs. Der direkte Vorgesetzte ist danach der Kündigungsgrund Nummer 1 – durch alle Branchen und Berufsbilder hinweg.
Dass auf der Arbeit teils die Sitten verfallen und Führungskräfte dort im Stile des Büro-Fiesling Bernd Stromberg ihr Unwesen treiben, ist übrigens keineswegs übertrieben. Erst vor einiger Zeit beschäftigte sich das Landesarbeitsgericht Nürnberg mit einem Abteilungsleiter, der seine Mitarbeiter mit einer Soft-Air-Pistole beschoss oder ihnen Stromschläge mit der elektrischen Fliegenklatsche versetzte. Kein Witz!
Eine Umfrage kam indes zum Ergebnis, dass Mitarbeiter im Durchschnitt rund vier Stunden pro Woche über ihre schlechten Chefs lästern. Was für eine Zeitverschwendung!
Keine Frage, spätestens wenn Stress und Schikane am Arbeitsplatz auf die Gesundheit schlagen, sollten Sie das Weite suchen. Kein Gehalt der Welt rechtfertigt, dass Sie sich Körper und Seele von einem fiesen Chef ruinieren lassen.
Was ist überhaupt ein schlechter Chef?
Bevor wir auf die Reaktionen eingehen, stellt sich die Frage: Wann ist ein Chef überhaupt ein Fiesling? Hierbei gibt es durchaus Varianten und Unterschiede:
- Da gibt es zum Beispiel unsichere Chefs. Dies kann daran liegen, dass sie inkompetent sind. Oder aber sie leiden an starken Selbstzweifeln (siehe: Impostorsyndrom). Die Unsicherheit überspielen sie mit Arroganz und Tyrannei. Das macht das Verhalten zwar nicht besser – aber besser beeinflussbar. Geben Sie diesem Chef das Gefühl, dass Sie ihn in seiner Funktion respektieren, lässt er sich leicht knacken.
- Es gibt natürlich auch veritable Psychopaten. Solche Chefs zeichnen sich vor allem durch das Fehlen von Empathie aus bei gleichzeitiger Aggressivität und Impulsivität. Sie haben keine Skrupel, andere Menschen zu manipulieren und rücksichtslos ihre Interessen durchzusetzen. Ein schlechtes Gewissen ist ihnen fremd. Gegenüber einem solchen Chef sollten Sie Abstand wahren – so viel wie möglich. Bleiben Sie selbstbewusst, bieten Sie kaum Angriffsfläche und suchen Sie sich Verbündete. Oder eher das Weite.
Allerdings muss es nicht immer gleich soweit kommen, dass Sie Ihren Job hinschmeißen und kündigen. Tatsächlich lässt sich so manche Situation frühzeitig entschärfen. Und auch manch fiese Chefs lassen sich subtil führen. Das können Sie tun:
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Lassen Sie Ihren Chef glänzen
Das funktioniert vor allem bei unsicheren Chefs (siehe oben). Wenn Ihr Chef eine gute Figur abgibt, wirkt sich das positiv auf Ihre Stellung und sein Verhalten aus. Lassen Sie Ihren Vorgesetzten durch Ihre Arbeit brillieren und stellen Sie Ihr Licht unter den Scheffel, fühlt er sich automatisch sicherer – schließlich hat auch der Chef Chefs. Was hindert Sie daran – außer der eigene Stolz und Geltungsdrang? Auf der anderen Seite gewinnen Sie so langfristig ihre Ruhe und womöglich sogar einen neuen Förderer und eine Gehaltserhöhung.
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Loben Sie Ihren Chef
Gleiche Zielgruppe, andere Methode: Ihr Chef ist auch nur ein Mensch und freut sich genauso wie Sie über Lob. Loben Sie ihn immer dann, wenn er sich (in Ihren Augen) richtig verhält. Die Technik gehört zur Strategie der klassischen Konditionierung: Sie verstärken so gezielt positives Verhalten. Das führt im besten Fall dazu, dass er fortan genauso macht.
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Werden Sie zu einem wertvollen Berater
In seiner Position hat der Chef oft wenig Kontakt zum Alltagsgeschäft. Das spiegelt sich meist in seinen Entscheidungen wider. Geben Sie Ihrem Chef Feedback über die Auswirkungen seiner Entscheidung – ohne ihn offen zu kritisieren. Sprechen Sie Dinge an wie Zeit- und Arbeitsaufwand oder mögliche Hürden bei der Umsetzung. Zeigen Sie dazu aber gleich Lösungen. So kann Ihr Chef später glänzen – und sieht in Ihnen einen wertvollen, stillen Verbündeten.
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Beweisen Sie Loyalität
Ob Ihr Chef Sie fördert oder nicht, hängt nicht nur von seiner Psyche und Ihren Fähigkeiten ab, sondern auch davon, wie sehr er Ihnen vertraut. Wenn Ihr Chef sich ständig fragen muss, ob Sie Ihm nicht irgendwann in den Rücken fallen, wird er sie kaum unterstützen, um seine eigene Position nicht zu gefährden. Umgekehrt aber funktioniert das umso besser: Betonen Sie Ihre Loyalität und gewinnen Sie sein Vertrauen, lässt er sich umso bereitwilliger beeinflussen.
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Seien Sie hartnäckig
Geben Sie nicht schnell klein bei. Häufig haben Vorgesetzte die Strategie, erst einmal Vorschläge abzulehnen, um zu sehen, ob das nur heiße Luft oder eine Herzensangelegenheit ist. Wollen Sie Ihren Chef führen, braucht es Hartnäckigkeit – eine Eigenschaft, die den meisten Chefs ohnehin imponiert. Denn sie beweist auch Durchsetzungsvermögen und ist damit wiederum eine wichtige Gemeinsamkeit mit Managern. Argumentieren Sie dabei möglichst im Sinne Ihres Chefs. Bedenken Sie bei allen Vorschlägen, welchen Vorteil er davon hat. Diesen Vorteil gilt es geschickt darzustellen und den Chef damit zu ködern.
Generell gilt in schwierigen Situation und einem Fiesling als Chef das Motto: „Love it, change it or leave it.“ Heißt:
- Akzeptieren Sie, dass es so ist und lernen Sie damit zu leben (love it – hier nicht angebracht).
- Ändern Sie die Situation (Change it). Also suchen Sie das Gespräch oder weisen Sie Ihren Chef in die Schranken – soweit möglich.
- Oder kündigen Sie Ihren Job (leave it) und suchen Sie sich einen besseren Chef.