Welche Alternativen zum Arbeitszeugnis gibt es?
Es gibt mehrere Gründe, warum Sie nach einer Alternative zum Arbeitszeugnis suchen:
- Sie möchten sich heimlich und diskret bewerben und daher nich nach einem Zwischenzeugnis fragen.
- Sie werden die Probezeit nicht überstehen und erwarten daher auch kein besonders gutes Zeugnis.
- Sie sind selbstständig oder Freiberufler und können daher gar kein Arbeitszeugnis bekommen.
- Sie haben bisherige Zeugnisse verloren oder verschlampt.
- Sie haben Zweifel an der Aussagekraft und Überzeugungskraft Ihrer Arbeitszeugnisse.
- Sie haben – wie gesagt – vergessen, nach einem Arbeitszeugnis zu fragen. Und jetzt ist Ihr Anspruch verjährt.
In allen genannten Fällen müssten Sie sich ohne Zeugnis bewerben – und genau davon raten Experten regelmäßig ab. Qualifizierte Arbeitszeugnisse sind wesentlicher Bestandteil vollständiger Bewerbungsunterlagen. Ihr Fehlen wird von Personalern regelmäßig als Warnsignal interpretiert: Hier versucht jemand eine schlechte Bewertung zu verheimlichen…
Daher ist das ersatzlose Weglassen keine Alternative.
Umso mehr sollten Sie auf die erlaubten und gängigen Alternativen zum Arbeitszeugnis zurückgreifen. Diese sind…
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Alternative: Empfehlungen und Referenzen
Referenzen sind im englischsprachigen Ausland längst Standard. Auch hierzulande finden sie sich immer häufiger in den Bewerbungen als Alternative zum Arbeitszeugnis. Besonders große Aussagekraft haben die Empfehlungsschreiben von jemandem, der Sie wirklich beurteilen kann. Das kann der bisherige Chef, ein langjähriger Kunde oder ein renommierter Mentor sein. Die wichtigste Voraussetzung für derlei Referenzen ist, dass die Person Sie gut genug kennt, um Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu beurteilen. Danach bemisst sich die Aussagekraft der Dokumente.
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Alternative: Tätigkeitsbeschreibungen
Statt eines Zeugnisses können Sie auch um eine sogenannte Tätigkeitsbeschreibung bitten. Diese umfasst Ihre Zuständigkeiten, Arbeitsschwerpunkte und Qualifikationen und ist daher oft noch aussagekräftiger als ein Arbeitszeugnis, das obendrein verklausulierte Noten und Floskeln enthält. Mit dieser ausführlichen Beschreibung Ihrer bisherigen Positionen, Projekte und Verantwortungsbereiche können Sie sich ebenfalls bewerben. Die Bescheinigung macht etwas mehr Arbeit als ein Arbeitszeugnis und Sie haben auch keinen Anspruch darauf. Aber vielleicht lassen sich Personalabteilung und Vorgesetzter darauf ein, wenn Sie die Tätigkeitsbeschreibungen vorformulieren.
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Alternative: Beurteilung
Falls Sie nach wie vor ein gutes Verhältnis zu Ihrem bisherigen Vorgesetzten haben, können Sie diesen auch darum bitten, nachträglich eine ehrliche Berurteilung zu schreiben. Diese kommt ohne die Standard-Floskeln im Arbeitszeugnis aus und schafft damit maximale Transparenz im Bewerbungsprozess. Auch dieses Dokument macht aber wieder Arbeit. Eventuell hilft auch hier, wenn Sie Hilfe durch Vorschreiben anbieten.
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Alternative: Mitarbeiterbeurteilungen
Als Führungskraft können Sie sich auch von Ihren Mitarbeitern beurteilen. Das ist ohnehin üblich beim sogenannten 360-Grad-Feedback. Sie können ebenso befreundete Führungskräfte bitten, Ihre Führungsqualitäten zu beschreiben und zu bewerten. Auch andere Bewertungen oder Rückmeldungen aus dem Assessment Center können ein ähnliches Resultat erzielen.
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Alternative: Testimonials
Der Begriff Testimonial stammt ursprünglich aus der Werbesprache und bezeichnet die Zustimmung oder das Lob für ein Produkt. Sie kennen das bestimmt von diversen Websites in Form von (lobenden) Zitaten zufriedener Kunden. Das Prinzip können Sie natürlich auch als Alternative zum Arbeitszeugnis und bei der Bewerbung nutzen: Bitten Sie Kunden, Zulieferer, Vorgesetzte oder Mitarbeiter um solche kurzen Aussagen und Zitate. Diese Testimonials stellen Sie dann zum Beispiel auf einem Blatt zusammen. Wichtig ist, dass diese Zitatgeber mit vollem Namen, Position und E-Mail-Adresse oder Telefonnummer genannt werden. Die Nachprüfbarkeit erhöht die Glaubwürdigkeit der Aussagen. Ansonsten könnten sie auch erfunden sein. Vorsicht aber vor überschwänglichem Lob – auch das wirkt irgendwann unglaubwürdig.
Ansonsten gibt es natürlich die schon oben angesprochenen Gründe, die selbsterklärend sind: Wer sich diskret und heimlich auf eine neue Stelle bewirbt, kann dies mit einem Vertraulichkeitsvermerk gut erklären – und damit auch, dass es zur aktuellen (ungekündigten) Position kein Arbeitszeugnis gibt.