Wann sollte ich das Praktikum abbrechen?
So ein Praktikumsabbruch ist endgültig. Deshalb sollte Sie diesen Schritt nie vorschnell und voreilig machen. Prüfen Sie zuerst, warum Sie gerade den Wunsch haben, alles hinzuschmeißen.
Zugegeben, es gibt tatsächlich ein paar veritable Gründe, wann Sie Ihr Praktikum abbrechen sollten:
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Das Arbeitsklima ist mies.
Der Chef schikaniert Sie, die Kollegen sind unfreundlich, sticheln oder mobben… Das geht gar nicht. Sie sind vielleicht „nur“ Praktikant, aber auch kein Mensch zweiter Klasse. Wenn Sie sich unwillkommen und nicht respektiert fühlen, können Sie das zunächst beim Chef unter vier Augen (!) ansprechen. Findet der keine Lösung (oder will er nicht), dann spricht das für einen Abbruch. Das gilt erst recht, wenn es zu Übergriffen kommt: Werden Sie körperlich angegriffen oder sexuell belästigt, ist das sogar strafbar. Hier MÜSSEN Führungskräfte einschreiten – und Sie sollten sofort das Weite suchen.
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Die Arbeitsinhalte bringen nichts.
Akten kopieren, Post holen, Kaffee kochen – ja, so etwas dürfen Praktikanten auch mal machen. Dafür sollten Sie sich nicht zu fein sein. Bestehen Ihre Aufgaben aber nur aus sowas, ist das Praktikum für die Katz. Sie sollen dabei ja vor allem praktische Erfahrungen im Job sammeln. Fehlen diese ganz oder bleiben die Aufgaben anspruchslos, können Sie das Praktikum kündigen.
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Die Betreuung ist mangelhaft.
Praktikanten sollte ein Betreuer zur Seite gestellt werden – um sie einzuweisen, falls sie Fragen haben, nicht weiter wissen, Feedback suchen. Nur so gelingt ein maximaler Lerneffekt. Werden Sie aber einfach ins kalte Wasser geschmissen und alleine gelassen, ist das ebenfalls ein guter Grund, das Praktikum vorzeitig zu beenden.
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Sie sind über- oder unterfordert.
Das gilt für das Praktikum genauso wie für den richtigen Job: Permanente Unterforderung führt zu Langeweile (Fachjargon: Boreout). Außerdem lernen Sie dabei nichts. Anhaltende Überforderung macht physisch und psychisch krank. Außerdem ist es ein starkes Anzeichen dafür, dass Sie als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden. In beiden Fällen sollten Sie das Praktikum beenden, wenn sich dies nicht auf Dauer ändert.
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Das Praktikum war falsch gewählt.
Auch das kommt vor: Sie dachten, die Stelle und der Job würden Ihnen Spaß machen oder Sie beruflich weiterbringen. Doch leider falsch gedacht. Berufsbild und Branche können mit Ihren Erwartungen nicht Schritt halten. Kurz: Sie haben sich geirrt. Das ist zwar Ihr Fehler, und Sie sollten dafür nicht andere verantwortlich machen. Sowas passiert. Aber unnötig weitermachen und durchhalten müssen Sie in diesem Fall auch nicht. Das Praktikum vorzeitig abzubrechen, um keine weitere Zeit zu vergeuden, ist hier keine schlechte Idee.
In all den genannten Fällen haben Sie durchaus gute Gründe für einen Praktikumsabbruch. Nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Allerdings ist der Abbruch immer erst der letzte, ultimative Schritt. Um professionell zu bleiben, sollten Sie zunächst das Gespräch mit dem Vorgesetzten (oder Betreuer) suchen.
- Schildern Sie zunächst Ihre Beobachtungen – sachlich und vorwurfsfrei! Formulieren Sie Ich-Botschaften, warum Sie mit dem jetzigen Praktikum nicht glücklich sind.
- Fragen Sie nach, welche Möglichkeiten es gibt, die aktuellen Zustände zu verbessern. Oder machen Sie selbst ein paar konstruktive Vorschläge dazu.
- Drohen Sie an dieser Stelle noch nicht mit Abbruch oder Kündigung. Um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen, sollten Sie signalisieren, dass Sie zunächst an einer gütlichen Lösung interessiert sind.
Erst wenn Sie alles versucht und das Gespräch gesucht haben – und sich dennoch nichts ändert -, können Sie das Praktikum abbrechen. Dann haben Sie sich nichts vorzuwerfen. Und man kann Ihnen auch nicht nachsagen, Sie hätten die Flinte vorzeitig ins Korn geworfen oder alles auf die leichte Schulter genommen.
Das Ziel muss sein, im Guten zu gehen. Auch wenn man Ihnen gegenüber unfair und unprofessionell war, rechtfertigt das kein eigenes unprofessionelles Verhalten. Schließlich müssen Sie sich mit dem abgebrochenen Praktikum im Lebenslauf noch woanders bewerben.
Wer also durch und durch Profi bleibt, tut sich und seiner Karriere einen Gefallen.
Wie kann ich das Praktikum vorzeitig beenden oder kündigen?
Bevor das Praktikum zum Albtraum wird, gibt es den ultimativen Ausweg: Die Kündigung des Praktikums.
Die meisten Praktikanten haben einen sogenannten Praktikumsvertrag unterschrieben. Solange der gilt, müssen beide Seiten solange zusammenarbeiten, bis die Praktikumszeit abgelaufen ist. Um vorzeitig aus dem Vertrag zu kommen, müssen Sie diesen schriftlich kündigen. Eine mündliche Kündigung oder einfach nicht mehr zur Arbeit kommen, geht nicht.
Immerhin: Für die ordentliche Kündigung des Praktikums brauchen Sie kaum mehr als einen Zweizeiler. Hier finden Sie ein kostenloses Muster, das Sie gerne als Vorlage nutzen können:
Max Mustermann
Musterstraße 1
12345 Neustadt
Fantasie GmbH
Personalabteilung z.H. Herr Müller
Hauptstraße 2
45678 Musterhausen
Kündigung
Sehr geehrter Herr Müller,
hiermit kündige ich Ihnen meinen bestehenden Praktikumsvertrag ordentlich und fristgerecht zum nächstmöglichen Datum.
Bitte bestätigen Sie mir den Erhalt meiner Kündigung sowie das Datum, zu dem das Praktikum endet.
Überdies bitte ich Sie, mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis auszustellen. Für die bisherige Zusammenarbeit bedanke ich mich herzlich.
Mit freundlichen Grüßen
Max Mustermann (handschriftliche Unterschrift)
In der Regel handelt es sich bei der Kündigungsfrist um zwei bis vier Wochen.
Falls Ihr Vertrag keine vorzeitige Kündigung zulässt (weil es sich um einen befristeten Vertrag oder um ein Pflichtpraktikum handelt), haben Sie noch die Alternative, Ihren Chef um einen Aufhebungsvertrag zu bitten. Dem müssen beide Seiten zustimmen. Damit kann das Praktikumsverhältnis aber auch vorzeitig beendet werden.