Wie sieht der Ablauf eines Assessment Centers aus?
Das Assessment Center ist einem Vorstellungsgespräch recht ähnlich, dauert in der Regel aber wesentlich länger und ist inhaltlich auch deutlich umfangreicher als ein Standard-Jobinterview. Vor allem große Unternehmen setzen das AC bei der Besetzung hochrangiger Positionen ein, um jene Kandidaten herauszufiltern, die am besten auf die Stelle passen.
Ein Assessment Center läuft meist in 4 klassischen Phasen ab, in denen unterschiedliche Übungen und Aufgaben gemeistert werden müssen. Nicht alle davon kommen immer vor. Aber auf die Standards sollten Sie vorbereitet sein:
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Selbstpräsentation
Das Assessment Center beginnt so gut wie immer mit der Selbstvorstellung. Sie werden gebeten, sich selbst, Ihre Stärken und Erfolge in Bezug zur ausgeschriebenen Stelle zu präsentieren. Man könnte auch sagen: Sie halten einen kurzen Vortrag, warum Sie die Bestbesetzung sind.
Achten Sie hierbei auf eine souveräne und selbstbewusste Körpersprache und Körperspannung. Halten Sie stets Blickkontakt zu den Beobachtern und Lächeln Sie viel. Hilfsmittel wie Flipchart oder eine Powerpoint-Präsentation sind zugelassen und sollten genutzt werden, wenn Ihnen das mehr Sicherheit und Struktur gibt.
Ansonsten überzeugt ein freier Vortrag fast mehr. Stellen Sie sich dazu aber auch auf kritische Rückfragen ein, Motto: Warum haben Sie das so und so gemacht? Warum glauben Sie, dass das ein Erfolg war?
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Übungen
In der zweiten Phase interessiert man sich vor allem für Ihre Arbeitsweise und Problemlösungskompetenzen. Hierzu gibt es verschiedene Übungen, die Sie absolvieren müssen. Auch hierbei werden Sie wieder beobachtet. Man wird Sie hinterher aber auch genau danach fragen, warum Sie das Problem so und nicht anders gelöst haben. Es geht also auch um Ihr bewusstes Handeln und Selbstbewusstsein im Wortsinn.
Zu den klassischen Übungen gehören:
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Postkorbübung
Sie rangiert bei Personalern ganz hoch im Assessment Center, weil damit Ihre Organisations- und Entscheidungsfähigkeit unter Zeitdruck getestet wird. Dazu bekommen Sie mehrere Aufgaben, die Sie innerhalb eines viel zu eng gesteckten Zeitrahmens bewältigen müssen. Eine Herkulesaufgabe unter Stress.
Entsprechend interessiert hier, wie Sie auswählen, priorisieren und dabei hoffentlich ruhig bleiben. Manchmal kommen sogar noch überraschende Aufgaben dazu oder es wird ein anderer Störfaktor simuliert. Kurz: Die Aufgabe ist im Grunde nicht zu schaffen. Umso interessanter ist, wie Sie sich dann verhalten und wie Sie entscheiden.
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Psychologische Tests
Zu diesen zählen neben Eignungstests oder Persönlichkeitstests auch Intelligenztests oder sogenannte Brainteaser. Also Sprach- und Logikaufgaben, die Ihr Denken offenbaren sollen. Diese lassen sich meist gut vorbereiten.
Es kann aber auch passieren, dass man Ihnen in dieser Phase per Einzelinterview auf den Zahn fühlt.
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Ausarbeitung und Präsentation von Fallbeispielen
Die Fallstudie (auch Case Study genannt) ist ein weiterer Klassiker im Assessment Center. Sie gibt es als Einzel- sowie als Gruppenaufgabe. In beiden Varianten bleibt der Test derselbe: Sie erhalten einen konkreten Fall aus dem Unternehmenskontext sowie Material und sollen im Anschluss eine Lösung präsentieren.
Geprüft wird dabei nicht nur Ihr Fachwissen und die Lösungskompetenz, sondern auch wie Sie Ihre Lösung kommunizieren und dabei die Zuhörer mitnehmen beziehungsweise überzeugen. Bei Gruppenstudien wird man Sie aber auch dabei beobachten, wie Sie sich verhalten, wenn Sie nicht das Gespräch führen oder andere bessere Vorschläge machen. Kurz: Es geht hierbei um Analysestärke, strategisches Denken, Teamplay, Kommunikationsstärke und Überzeugungskraft.
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Rollenspiele
In der dritten Phase werden Alltagssituationen simuliert. Es geht im Kern um den Umgang mit Kollegen, Mitarbeitern, Kunden oder Vorgesetzten. Kurz: Es geht dabei um Ihre sozialen Kompetenzen, wie Einfühlungsvermögen, Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Durchsetzungskraft.
Die Aufgabenstellung der Rollenspiele kann im Assessment Center durchaus variieren. Wie oben schon angedeutet kann dies auch eine Gruppen-Fallstudie sein. Oder ein Konfliktgespräch mit einem unzufriedenen Kunden. Oder die Leitung eines Strategie-Meetings. Zu den häufigsten Übungen in dieser Phase gehört allerdings die sogenannte…
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Gruppendiskussion
Hierbei soll während des Assessment Centers über ein kontroverses Thema diskutiert werden. Klingt einfach, ist es aber nicht. Tatsächlich wird zunächst beobachtet, ob Sie überhaupt den Sachverhalt verstanden und das Kernproblem des Themas erkannt haben. Anschließend müssen Sie sich eine Meinung dazu bilden und diese mit Argumenten untermauern – sowie gegen die anderen Argumente verteidigen. Jedoch stets sachlich und durchdacht.
Man wird genau registrieren, ob Sie persönlich oder unsachlich werden, ob Sie mit rhetorischen Tricks arbeiten, ob Sie eher zurückhaltend oder einschüchternd agieren. Und machen Sie sich nichts vor: Es geht dabei so gar nicht ums Gewinnen, sondern um Überzeugungskraft und Kooperationsbereitschaft.
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Feedback und Interview
Das Assessment Center endet schließlich mit der vierten und letzten Phase – dem Feedbackgespräch oder Einzelinterview.
Hierbei sitzen Ihnen sämtliche Beobachter gegenüber und lassen das gesamte AC noch einmal Revue passieren: Wie haben Sie sich in den Übungen verhalten? Was ist gut gelaufen, was nicht?
Meist beginnt die Feedbackrunde mit einer Selbsteinschätzung. Sie werden also gebeten, solche Fragen zunächst selbst zu beantworten. Danach teilen Ihnen die Prüfer ihre Einschätzung mit. Achtung: Das ist immer noch ein Test! Weder sollten Sie dabei überheblich werden, noch einsilbig. Es geht um Ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion – und den Umgang mit Kritik.
Sie können diese Phase im Assessment Center gerne dazu nutzen – bei aller Selbstkritik – ein paar Fehler gerade zu rücken. Das kommt immer gut an. Ebenso dürfen Sie Ihre Stärken loben. Nur eben nicht zu stark.
So entsteht am Schluss des Assessment Centers ein durchaus umfassendes Bild eines Bewerbers. Und damit auch eine aussagekräftige Bewertung, oder der oder die Kandidat(in) später im Job erfolgreich sein wird.
Selbst wenn Sie am Ende abgelehnt werden, sollten Sie das professionelle Feedback annehmen und darüber weiter reflektieren. Sie können daraus nur lernen und daran wachsen.
Wie lange dauert das Assessment Center?
Sie merken schon am Ablauf und Umfang der Aufgaben, dass das Auswahlverfahren nicht mal eben in einer Stunde zu schaffen ist. Das Assessment Center dauert daher in der Regel mindestens einen ganzen Tag. Manchmal auch bis zu drei Tage.
- Dabei werden am Vormittag meistens die Aufgaben, Übungen und Tests absolviert.
- Am Nachmittag stehen dann die Feedback-Gespräche und Interviews auf dem Programm.
Bedenken Sie: Falls es zwischendurch ein gemeinsames Mittagessen gibt oder zum Ausklang abends noch ein Dinner, kann auch das noch Teil des Tests sein. Also bitte immer hellwach und konzentriert bleiben.
Wer sind die Prüfer im Assessment Center?
Das kann recht unterschiedlich sein. Oft sind es geschulte Personalverantwortliche und Führungskräfte. Manchmal sitzen auch darauf spezialisierte Psychologen mit am Tisch.
In einigen Fällen wird das Assessement Center auch an externe Dienstleister ausgelagert, die hierfür spezielle Verfahren entwickelt haben. Das AC muss also nicht zwangsläufig im Gebäude des Arbeitgebers stattfinden.
Extra-Tipp
Hier gibt es noch eine kostenlose Liste mit 99 Tipps zur Vor- und Nachbereitung, zum Einstieg, zu der richtigen Strategie und den Tabus im Assessment Center zum Herunterladen als PDF.