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Wie gelingt eine berufliche Neuorientierung mit 60?

Eine berufliche Neuorientierung mit 60 Plus stellt sicher eine größere Herausforderung dar als mit 30 Jahren – vor allem in einer Welt, in der jung, dynamisch und flexibel die Maxime des Arbeitslebens darstellen. Doch wer sagt, dass man nicht auch mit 60 noch dynamisch und flexibel sein kann? Hier erfahren Sie, wie Sie sich auch im reifen Alter noch einmal beruflich neu erfinden können…


Wie gelingt eine berufliche Neuorientierung mit 60?

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Geht das überhaupt: eine berufliche Neuorientierung mit 60?

Ich kenne Menschen, die sich nach dem Renteneintritt nochmal neu erfunden und sich ihrer wahren Berufung gewidmet haben. Frauen, die mit Mitte 60 wieder angefangen haben zu arbeiten, um die schmale Rente ihres Mannes aufzubessern und richtig Spaß daran haben.

Mit 60 gehört man heute noch lange nicht zum alten Eisen. Laut Statistischem Bundesamt arbeiten in Deutschland immer mehr Menschen im Rentenalter. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl derer, die im Alter noch einen bezahlten Job haben, nach Angaben des Statistischen Bundesamts von fünf auf 11 Prozent gestiegen.

In einem Zeit-Artikel wurde vor einigen Jahren schon 65 als das neue 55 tituliert. Sie werden Best Ager oder Silberrücken genannt, reisen gerne um die Welt, sind auf Elektrorädern unterwegs und nehmen aktiv am Leben teil. Viele Politiker, Künstler und Manager kommen erst jenseits der 60 zum Höhepunkt ihrer Karriere.

Warum soll eine berufliche Neuorientierung mit 60 also nicht gelingen?

Für mich stellt sich in erster Linie die Frage, warum man eine Neuorientierung anstrebt:

  • Ist es der Wunsch, das Hamsterrad und alle Zwänge hinter sich zu lassen und endlich das zu tun, wonach man sich schon immer gesehnt hat, bevor es „zu spät“ ist?
  • Oder hat man noch Hummeln im Hintern und will einfach noch keine ruhige Kugel schieben, sondern nochmal richtig neu durchstarten?

In beiden Fällen macht es für mich keinen großen Unterschied, ob diese Person nun 30 oder 60 Jahre alt ist. Hier geht es um Träume, Interessen, Fähigkeiten und Rahmenbedingungen, die unter einen Hut gebracht werden müssen.

Das erfordert Mut und Engagement und ist völlig altersunabhängig. Hier kann sich das Alter sogar als Vorteil erweisen, weil schon viel mehr Lebenserfahrung und möglicherweise ein großes Netzwerk in den Prozess mit eingebracht werden kann.

  • Ist eine berufliche Neuorientierung mit 60 jedoch notwendig, weil Sie Ihren Job verloren haben?
  • Sind Sie aufgrund einer Umstrukturierung mit neuen Aufgaben betraut wurden, die Ihnen nicht liegen und der Job sie unglücklich macht?

In diesen Fällen sieht die Situation anders aus. Die Neuorientierung kommt nicht aus einem inneren Antrieb heraus, sondern ist entweder wirtschaftlich oder für das eigene Wohlergehen notwendig.

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Welche Tipps helfen mir, mit 60 beruflich neu durchzustarten?

Empfehlungen wir der berufliche Neustart mit 60 oder generell im reifen Alter gelingt gibt es gleich mehrere:

  1. Überprüfen Sie Ihr Mindset

    Nehmen Sie die Möglichkeit zur Neuorientierung als lästige Pflicht oder als Chance wahr? Haben Sie vielleicht noch unerfüllte Träume von früher, für die Sie nie Zeit aufbringen konnten? Was davon könnten Sie mit Ihren Kompetenzen verknüpfen, um etwas Neues zu kreieren, das sie ihrem Traum von damals näherbringt? Sehen Sie die Neuorientierung als Chance, mehr von dem, was sie lieben, in Ihr Arbeitsleben zu integrieren. Manchmal genügt ein simpler Branchenwechsel.

  2. Halten Sie sich fit

    Mit zunehmendem Alter bauen Körper und Geist ab. Dieser Prozess setzt natürlich schon wesentlich früher ein, wird aber auch nicht besser. Deshalb ist es notwendiger denn je, jenseits der 60 täglich nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Gehirn zu trainieren. Lernen Sie etwas Neues: Versuchen Sie eine Gewohnheit zu ändern oder mit Links zu schreiben, wenn sie das nicht sowieso schon können. Ihr Gehirn belohnt das mit neuen Verbindungen und einem besseren Gedächtnis, das ihnen im Arbeitsleben nützlich sein kann.

  3. Punkten Sie mit Ihrem Expertenwissen

    Mit welchen Kenntnissen und Fähigkeiten können Sie in welcher Branche punkten? In den meisten Berufen ist eine langjährige tiefe wie breite Branchenerfahrung oder Produktkenntnis durch keine noch so frische und gute Ausbildung zu ersetzen. Machen Sie sich also nicht unglücklich durch den Vergleich mit jüngeren Generationen, sie haben ganz andere Kompetenzen.

    Sie kennen typische Abläufe und Fehlerquellen, die sie gekonnt umschiffen. Sie haben schon an vielen Projekten erfolgreich mitgearbeitet und kennen alle Fallstricke und Besonderheiten der Branche oder des Produkts. Lassen sie ihren zukünftigen Arbeitgeber im Bewerbungsschreiben wissen, wo genau ihre Expertise liegt.

  4. Betonen Sie Ihre Softskills

    Mit 60 haben sie eine Menge Berufs- und Lebenserfahrung sammeln können, es gibt nicht viel, was sie nicht schon gesehen hätten. Was haben sie aus Rückschlägen in ihrem Leben gelernt? Welche Bewältigungsstrategien haben ihnen geholfen, aus vergangenen Krisen herausrauszukommen? Welche Ziele haben sie schon erreicht und warum?

    Es ist nicht immer entscheidend, ob sie die neueste Technik beherrschen, sondern vielmehr, ob sie zum Beispiel in der Lage sind, ihr Wissen als Mentor weiterzugeben, ein Team gut führen können oder einen kühlen Kopf in schwierigen Situationen zu bewahren.

    Arbeiten sie heraus, was Sie der jüngeren Generation voraushaben und welche Vorteile Sie mit ihrer Persönlichkeit für die anvisierte Stelle und den Arbeitgeber mitbringen.

  5. Holen Sie sich Unterstützung

    Manchmal fällt es schwer, seine eigenen Vorteile und Stärken zu erkennen. Das war ja alles ganz selbstverständlich, was sie da geleistet haben. Das hätte jeder andere auch getan. Manches kam ihnen zugeflogen, da haben sie gar nicht wirklich etwas geleistet.

    So denken viele über sich und spielen die eigenen Leistungen gerne herunter. Setzen sie sich deshalb mit ihrer Familie, Freunden oder Ex-Kollegen zusammen und lassen Sie sich beim Brainstormen helfen. Ihrem Umfeld fallen bestimmt tolle Anekdoten ein, die sie schon längst vergessen haben oder sehen positive Seiten an ihnen, die Sie für selbstverständlich halten.

  6. Wählen Sie potentielle Arbeitgeber aus

    Kaum ein Arbeitgeber wird in seiner Stellenausschreibung vermerken, dass er ältere Arbeitnehmer bevorzugt und wenn Sie sich auf Stellen bewerben, die eine 3- bis 5-jährige Berufserfahrung fordern, werden Sie mit großer Sicherheit eine Absage erhalten. Das passt einfach nicht. Die Suche nach einem Arbeitgeber, der Ihre Expertise, Ihre Seniorität und Ihre Berufserfahrung zu schätzen weiß, verlangt etwas mehr Engagement und Kreativität.

    Oft gibt schon die Website des Unternehmens Aufschluss darüber, wie ein Unternehmen tickt, wer die Chefs sind und wie das Team aufgestellt ist. Sie können dem Unternehmen über soziale Medien wie Linkedin und Xing folgen und dort noch mehr über die Unternehmenskultur und die Mitarbeiterstruktur herausfinden. Fragen Sie sich selbst, ob Sie in das Team passen würden?

  7. Nutzen Sie Ihr Netzwerk

    Wie viele Menschen haben sie in ihrem Arbeitsleben schon kennen gelernt? Tauchen bei Ihrer Arbeitgeber-Recherche in den Sozialen Medien Personen auf, die Sie von früher kennen und heute bei einem für Sie interessanten Unternehmen arbeiten? Oder kennen Ihre Kontakte Personen, die für sie perspektivisch interessant wären? Lassen Sie sich vorstellen und gehen Sie in den Austausch zu Ihrer Expertise und Ihren Lieblingsthemen.

    Jede dritte Stelle wird heutzutage über persönliche Kontakte vergeben, so eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dies zählt insbesondere bei kleinen Unternehmen bis 50 Mitarbeiter, aber auch große Unternehmen verlassen sich gerne auf Empfehlungen, weil sie die Suche nach geeigneten Kandidaten vereinfacht.

    Setzen sie also auf ihre Kontakte und persönliche Beziehungen und bauen Sie diese weiter aus.

Es ist nie zu spät, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu verändern. Überall dort, wo Lebensweisheit und Seniorität, eine tiefgehende und breit aufgestellte Expertise gefragt sind, hat die Generation 60 Plus gute Chancen.

Wichtig ist eine positive Einstellung zur Neuorientierung und Weiterentwicklung sowie die notwendige Selbstflexion, um mit einem klaren Profil den Wunsch-Arbeitgeber von sich zu überzeugen.


Über die Autorin

Karoline Weber ist Business Coach & Consultant mit den Schwerpunkten berufliche Neuorientierung, Empowerment und Personal Branding. Sie unterstützt Menschen, die Mitten im Berufsleben stehen und eine Veränderung anstreben – sei es in Richtung Selbständigkeit oder der Verbesserung eines Angestelltenverhältnisses.

Dabei kombiniert sie ihren Coaching-Ansatz mit ihrer langjährigen Marketing-Expertise für ein prägnantes Profil nach Innen und Außen und den Mut, Ideen umzusetzen. Ihr Xing-Profil finden Sie HIER.

[Bildnachweis: Rido by Shutterstock.com]

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